Eine Warnung an alle, die meine lockere,
manchmal flapsige Art zu schreiben lieben. Dieser Artikel ist
hart, ohne Humor und Augenzwinkern, denn das ist mir bei dem Thema
gründlich vergangen
Normalerweise läuft das Leben eines Menschen so ab, dass
er sich weiter entwickelt, wenn auch in sehr kleinen Schritten.
Der Mensch passt sich laufend an seine Umgebung an, an sein Alter,
an seine Lebenssituationen. Dazu gehört auch, dass viele
eine Familie gründen, selbst Kinder bekommen, die dann loslassen
in die Welt und sich auf ein mehr oder weniger geruhsames Leben
danach einrichten. Manche machen das ganz ohne Kinder und Familie
und bei einigen wird es eine Mischung sein. Aber immer ist das
Leben in Bewegung und damit auch die Person. Einigen fällt
es leicht erforderliche Veränderungen vorzunehmen, die merken
es meistens gar nicht, bei anderen ist das schwieriger.
Aber es gibt auch Menschen deren persönliche Entwicklungsmöglichen
sich bereits in der Pubertät beginnt dramatisch einzuschränken.
Sie sind nicht Mensch, sondern Mann oder Frau und das auf eine
sehr primitive Art und Weise. Ihr Denken und Handeln wird von
der Geschlechterrolle bestimmt, von den Hormonen. Es wird in dieser
Lebensphase fixiert, wo der Nabel der Welt ist: der Schwanz des
Mannes!
Und das trifft absolut auf beide Geschlechter zu.
Bei Frauen läuft das dann unter anderem so ab, dass sie
ihr Selbstwertgefühl ausschließlich daraus holen, ob
sie gefickt werden oder nicht. Den Leitspruch dazu könnte
man so formulieren:
Ich werde gefickt, also bin ich.
Dass Drama ist dann entsprechend groß, wenn es nicht (mehr)
so ist, warum auch immer.
Jahrhunderte lang haben sich Frauen in die engsten Korsetts geschnürt
um irgendwelchen fiktiven Vorstellungen von Schönheit zu
entsprechen um dieses Ziel zu erreichen. Heute knallen sie sich
mit Silikon und Botox voll. Wobei, als auch gelegentlich Korsettträgerin,
wenn die Entscheidung für das Korsetttragen aus eigener Lust
daran entsteht, kein Problem. Es geht einfach um das Motiv. Trägt
jemand ein Korsett weil er/sie sonst Angst hätte ein NoNo
zu sein oder weil jemand das selbst möchte.
Ich ärgere mich oft genug, wenn in Europa das große
Entsetzen losgeht wegen der Beschneidung von Mädchen in vielen
Ländern thematisiert wird.
Um das klar zustellen: ich bin absolut dagegen und ich halte Beschneidung
für ein unmenschliches Verbrechen!
Nur, Millionen von Müttern haben in Europa und Amerika bereits
ihre kleinen Töchter in Korsetts gezwängt und ihnen
damit ihr Leben versaut und ihre Gesundheit. Und wenn ich gerade
dabei bin, es stört nach wie vor niemanden, dass in zwei
Weltreligionen immer noch Jungs beschnitten werden, egal ob sie
das wollen oder nicht. Sie haben einfach keine Wahl. Aber das
ist wohl eine andere Geschichte
Diese "Schönheitsideale" die zur Geschlechteridentifikation
dienen sind nur eine Begleiterscheinung, ein Symbol dieses Permanentzustandes.
Heute ist es in den USA in einigen Kreisen schon Usus, dass die
Tochter spätestens zum 18 Geburtstag eine Schönheitsoperation
geschenkt bekommt, z.B. eine Brustvergrößerung. Ich
frage mich: wo ist da der Unterschied zur Verstümmelung durch
Beschneidung? Das Frausein wird da wie dort ohne chirurgischen
Eingriff in Frage gestellt. Die jungen Frauen werden bereits operativ
verstümmelt bevor sie ihr Frausein in sich etablieren können.
Ihre Integrität (Unbescholtenheit, Unverletzlichkeit, Würde)
als Frau wird zerstört. Aber, ich sehe das vielleicht etwas
eng
Diese Frauen definieren sich auch nahezu ausschließlich
über ihre/n Partner. In der SM-Szene musst ich die bittere
Erfahrung machen, dass sie es schaffen sogar Frauenorganisationen
kaputt zu machen. Es gibt auch in unserer Gesellschaft die Beschneiderinnen.
Ich habe Juni 1998 eine Mailingliste nur für SM-Frauen gegründet.
Im August 2004 wurde sie geschlossen. Die Liste hat sich für
mich als erforderlich erwiesen, da sich gezeigt hat, dass es auf
der großen öffentlichen Mailingliste Zarthart
einige (wenige) Männer gibt, die versuchen
Frauen die einmal öffentlich piepen sofort unter ihre Fittiche
zu bekommen und natürlich ihnen auch gleich mal erklären
wovor sie Angst haben müssen und wovor nicht. Das heißt,
sie wollten ihnen von vorneherein sogar das Recht und die Selbstverständlichkeit
auf das Empfinden der eigenen Gefühle abdrehen. Einige haben
versucht möglichst vielen Frauen die Möglichkeit ihrer
eigenen Entwicklung möglichst sofort einzuschränken
oder diese komplett abzudrehen. Aber das ist nur ein kleiner Teil.
Es sind damals noch viele wilde Geschichten passiert, aber das
ist hier nicht das Thema.
Es waren in Spitzenzeiten bis zu 100 Frauen aus Deutschland, Österreich,
Schweiz und Holland auf der Frauenliste, Heteros, Lesben, Bisexuelle
und Transgender. Es war lange Zeit ein sehr gedeihliches Miteinander,
ein lockeres Netzwerk wo Informationen getauscht wurden, über
Gefühle geschrieben wurde und wo es auch zu technischen sexuellen
Themen des Sadomasochismus ganz gehörig zur Sache ging. Eine
"Küsschen, Küsschen, wir haben alle sooo lieb!"-
Mailingliste war das sicher nicht.
Meine Intention und die vieler anderer Frauen war, mir und den
anderen Geschlechtsgenossinnen eine Möglichkeit zu bieten
von einander zu lernen, einen Weg zu finden den eigenen Weg ins
Sachen Sadomasochismus und Sexualität zu beschreiten.
Was sich jedoch leider gezeigt hat, es gibt recht scheinheilige
Frauen, die sich gerne in Frauengruppen begeben. Nur, die anderen
Frauen sind ihnen scheißegal und Diskretion ist ihnen ein
Fremdwort. Ihr einziges Ziel, Denken, Streben ist einfach nur:
der Schwanz des Mannes.
Sie haben, obwohl das ganz klar verboten war und das auch bereits
um Vorfeld klargestellt wurde, die Mails die auf der Frauenliste
gelaufen sind ausgedruckt und ihrem Goldenen Schwanz, das heißt
ihrem "Meister", Herrn oder wie auch immer sie ihn bezeichnet
haben, vorgelegt. Minimum. Ich bin sicher, einige haben die Mails
nicht mal selbst gelesen, sondern nur der "Meister".
Aber damit nicht genug, es kam sogar vor, dass eine Frau dem Partner
einer Frau die auf der Mailingliste über ihre Beziehung geschrieben
hat, mit der Bemerkung: "Schau mal was deine Frau über
dich schreibt!" - geschickt hat. Kann natürlich auch
sein, dass das ein "Meister" gemacht hat, so von Mann
zu Mann.
Selbstverständlich hatten wir auch den Fall, dass eine Frau
es nicht ertragen konnte, dass ein Mann sie nach dem ersten Date
und Spiel nicht mehr treffen wollte. Sie hat ihn auf der Mailingliste
aufs Bösartigste denunziert und Unwahrheiten verbreitet hat.
[Sarkasmusmode on] Wie konnte der Goldene Schwanz nur! Wer mich
nicht weiter ficken möchte muss vernichtet werden! [Sarkasmusmode
off]
Es war nach einiger Zeit einfach nicht mehr möglich ein vertrauensvolles
Miteinader auf der Mailingliste zu gestalten. Diese Frauen sind
in ihrer Würde als Frau einfach nicht vertrauens-würdig.
Sie haben keine Integrität als Frau und stellen diese auch
automatisch allen anderen Frauen in Abrede.
Woher das kommt? Eine Vermutung aus meinen Beobachtungen, dass
sie selbst nie erfahren haben wie es ist in Würde Frau sein
zu können. Sie wurden bereits von der Mutter so sozialisiert
(beschnitten) und natürlich auch von der gesamten Familie
sowie dem gesamten Umfeld. Damit haben sie auch automatisch gelernt,
den anderen Frauen ihr Frausein zu beschneiden: "
weil
die Mama hat es ja auch schon so bei mir gemacht und darum muss
ich es bei anderen Frauen auch so machen!" - Die gleiche
Rechtfertigung, wie sie Frauenbeschneiderinnen und Mütter,
die ihre Töchter beschneiden lassen auch benützen, natürlich
auch die Korsett-Quetscherinnen.
Im sadomasochistischem Kontext sehe ich es so, dass Frauen versuchen
ihr bereits verstümmelte Dasein als Frau mit dem Mantel des
Sadomasochismus zu bedecken um sich nicht mit sich und der eigenen
Sexualität auseinander setzen zu müssen. Sie glauben,
mit dem Überantworten an den Goldenen Schwanz müssen
sie keine Verantwortung für sich selbst tragen und allgemein
gültige oder spezielle Spielregeln in der Gesellschaft oder
in Gruppen gelten für sie nicht mehr. Sie stellen, als ein
Beispiel von vielen, Kontaktanzeigen in Foren wo das verboten
ist, weil es ja der "Meister" erlaubt hat. Sie stellen
die Bedürfnisse und Spielregeln ihres "Meister"
über ihre eigenen und die einer Gruppe bzw. der Gesellschaft.
Das haben sie davor meistens schon in einer gescheiterten Ehe
gemacht. Nur lassen sich gesunde Männer das üblicherweise
auf Dauer nicht bieten weil dieses Verhalten natürlich auch
unglaublich manipulativ ist. Sie suchen sich eine andere Frau
mit autonomem Verstand. Kinder bekommen sie zwar noch mit diesen
Frauen, aber leben möchten sie nicht mit ihnen. Nachvollziehbar.
Welcher Mensch möchte schon bzw. ist in der Lage permanent
die Verantwortung für einen anderen erwachsenen Menschen
tragen? Wer findet schon eine Antwort auf die permanente Aufforderung:
"Sag mir was ich denken soll!" Auf Dauer geht da jedem
die Kraft aus und natürlich auch die Lust, selbstverständlich
auch die sexuelle Lust.
Nachvollziehen kann ich diese Einstellung und Lebensart zum Teil.
Die Menschheit wäre wohl schon ausgestorben, wenn es diese
Frauen nicht gäbe. Wie sonst hätten Männer ihre
Gene weitergeben können, die genau auf der anderen, dazu
passenden Seite dieses Frauentyps stehen? Und es sind verdammt
viele. Denn...
wie schon gesagt, es betrifft beide Geschlechter. Wo eine
Frau ist, die ihren Goldenen Schanz fixiert, muss es natürlich
auch den dazugehörigen geben.
Ich habe ja eingangs schon erzählt, wie es zu der Frauenliste
kam.
Es gibt den Typus des Phallokraten. Phallokratie ist die Bezeichnung
für die Kennzeichnung der angeblichen natürlichen Überlegenheit
des männlichen Geschlechts und damit der gesellschaftlichen
Unterdrückung der Frau durch den Mann. Das Wort kommt von
griechisch phallós, der Bezeichnung für das männliche
(versteifte) Glied und kratein, das herrschen heißt.
Diese Männer versuchen immer wieder ihr Glück bei den
Sadomasochisten, weil sie davon ausgehen, dass dort für sie
die Welt noch in Ordnung ist. Sie kapieren dann zwar, dass es
nicht so ist bzw. wird ihnen das meistens sehr nachdrücklich
klar gemacht und verziehen sich wieder, aber bis dahin ist es
oft genug ein unangenehmer Lernprozess für Frauen deren sie
habhaft werden. Das kognitive Element des Dasein, andere Menschen
zu Erkennen in ihrer Gesamtheit bleibt ihnen weiterhin verborgen.
Perverser Weise, das trifft auch oder sollte ich sagen: ganz besonders
auf "devote" Männer zu!!!!!!!!!! Es ist für
sie selbstverständlich, dass Frau keinen anderen Wunsch zu
haben hat als sich um seine sexuellen und sonstige Gelüste
zu bemühen! Macht nicht den Fehler, den Phallokraten nur
unter den Top-Männern zu vermuten! Frauen sind für sie
ausschließlich Dienstleisterinnen. Die Sexualität der
dominanten Frau ist denen scheißegal. Und das trifft auf
alle Frauen zu. Die haben zu funktionieren und basta. Und das
nicht nur in der Sexualität. Alle Frauen die anders sind
als die Mama - die Beschneiderin - sind Emanzen, sowieso gaga
und somit zu räsonieren.
Bei Frauen ist das doch oftmals anders. Wird einer einzelnen
Frau klar und bewusst vor Augen geführt was Eigenverantwortung
bedeutet, beginnt sehr wohl, und das auch in fortgeschrittenen
Alter, ein Umlernprozess. Sadomasochismus und eine tragende Gruppe
kann da sehr hilfreich sein. Das war ja auch meine ursprüngliche
Intention wie oben beschreiben. Richtig gut funktioniert das natürlich
bei den Frauen wo die Sozialisierung der ausschlaggebende Faktor
war, die sich selbst nie in dieser archaischen Frauenrolle wohl
gefühlt haben. Für sie kann das zu einem richtigen Befreiungsschlag
werden.
Es haben sich, nicht zuletzt auf der Basis meiner Aktivitäten,
viele Frauengruppen im deutschsprachigen Raum in der SM-Szene
etabliert. Die, wo das zentrale Thema der Mann war, haben sich
sehr bald wieder aufgelöst. Dort wo Frauen aufeinander treffen
die auf Augenhöhe über ihr Frausein reden wollen mit
allen Aspekten, dort klappt es. Wobei ich heute sagen muss, es
ist wichtig, dass sich die Frauen persönlich kennen und auch
in der Lage sind Klartext miteinander zu reden und auch mal zu
streiten. Eine rein virtuelle Gruppe im Internet klappt definitiv
nicht. Es ist via Internet einfach nicht einschätzbar wie
vertrauenswürdig eine Frau, ein Mensch generell, ist, auch
nicht, wenn sie auf Empfehlung in eine Gruppe kommt.
Zum Abschluss, es war für mich eine spannende Erfahrung
die ich da hinter mir habe und es ist immer noch spannend und
aufregend für mich SM-Frauen kennen zu lernen. Nur, hätte
ich vorher gewusst worauf ich mich einlasse, hätte ich wahrscheinlich
darauf verzichtet. Ich habe sehr viele, auch persönliche
schreckliche Erfahrungen gemacht auf die ich gerne verzichtet
hätte.
Andererseits, es ist auch ein tolles Gefühl zu wissen etwas
in Bewegung gesetzt zu haben.
Helene, Februar 2007