Zum
Thema Erziehung habe ich mich ja bereits ausführlich ausgelassen.
Nun, es gibt eine Art der Erziehung, die für
manche ganz besonders erstrebenswert erscheint. Eben die Online-Erziehung.
Grundsätzlich stehe ich dazu genauso, wie zu allen anderen
Erziehungsideen aber dennoch sehe ich bei der Online-Erziehung
einige beachtenswerte positive und natürlich auch negative
Aspekte.
Gerade seit der Verbreitung des Internets lernen
sich viele Menschen kennen, die nicht gerade ums Eck wohnen. Häufig
sind einige Hundert Kilometer dazwischen. Man lernt sich lieben
oder möchte ganz einfach nur die einmal begonnene Beziehung
spielerisch weiterpflegen. In diesem Fall sehe ich sehr, sehr
viel Positives im Spiel mit der Online-Erziehung.
Zwei Menschen, die sich kennen, miteinander vertraut
sind, vertiefen ihre Beziehung, machen sich über vieles Gedanken,
denn wenn sie es hinschreiben müssen sie sehr viel über
ihre Gefühle nachdenken und darüber, wie der andere
das Geschriebene aufnimmt. Es muss überlegt werden, ob und
wie etwas für den anderen realisierbar ist, ob der Partner
technisch in der Lage ist das oder jenes zu tun, wie weit es in
sein tägliches Leben eingreift. Und dann, na dann kommt die
Besprechung, wie es denn so war, was nicht so toll war, was nicht
funktioniert hat, ob das Gefühl da war: "Wenn ich das
tue, dann kann ich dich spüren! Ich habe dich den ganzen
Tag mit mir herumgetragen und es war toll!"
Was ist die Basis für so eine funktionierende
Partnerschaft, die möglicherweise auch als Erziehung gesehen
werden kann?
Kommunikationsfähigkeit
Wer im normalen Leben das Gefühl hat, dass
er sagen kann was er will, die anderen verstehen ihn nicht, welches
Wunder muss passieren, dass das bei SM anders ist?
Kluge Köpfe haben festgestellt, zwei Menschen
die sich kaum kennen mit 20 % ihrer gesamten geistigen Potenz
kommunizieren.
Wer es nicht glaubt, dem empfehle ich ein kleines
Experiment. Jemand soll ein kleines Lego-Auto oder irgendeinen
anderen einfachen Bausatz für Kinder ab 8 Jahre besorgen.
Die Schachtel kostet ca. € 10,-. Drücke jemand anders
die Bauanleitung, ohne sie zu sehen, ohne das fertige Produkt
vorher sehen zu können, in die Hand, und lass dir jetzt,
ohne Blickkontakt den Zusammenbau ansagen, ohne dass du nachfragen
darfst, ohne dass der mit der Bauanleitung sich zu dir drehen
darf, um zu helfen. Nur Worte, die ganz einfache Bausteine ansagen,
und beschreiben, wie einer auf den anderen gesetzt wird, mehr
nicht.
Du wirst sehen, es wird nicht klappen, weil der,
der ansagt, von anderen Bildern in seinem Kopf ausgeht, als du
vor dir siehst, weil er sich nicht vorstellen kann, womit du gerade
jetzt ein Problem haben könntest. Wenn du dann nach 3 Minuten
beginnst, einen Dialog zu führen, nachzufragen, wird die
ganze Sache schon wesentlich leichter, aber einfach ist sie dann
immer noch nicht, ohne zu schummeln.
Jetzt überlege einmal, was abgeht, wenn
du via E-Mail über Gefühle sprichst, Anweisungen gibst,
zur Selbstfesselung anleitest und so weiter ... 20 % von dem,
was du sagst, beim Zuhörer so empfunden, gesehen,
verstanden, wie du es da sagst. Überlege einmal den Unterschied
zwischen: mit jemandem persönlich über Gefühle
zu sprechen und das Gleiche hinzuschreiben. Wenn du den Menschen
vor dir hast, kannst du viel mit Körpersprache machen, sofort
reagieren, wenn sich der Tonfall des Gesprächspartners ändert
usw. Diese Möglichkeiten fehlen dir in einem Mail total.
Du kannst nur Buchstaben auf eine Seite setzen und hoffen, dass
dein vis a vis damit klarkommt.
Ich kann dir nur wünschen, dass dein Partner ein Hellseher
ist und sehr geschickt.
Wenn die beiden Menschen bereits viele ihrer
Bilder miteinander ausgetauscht haben, der eine vom anderen weiß,
wie er denkt, wie er spricht, was er kann, wie er sich bewegt,
was kann er sagen - was nicht, wo er so seine Probleme hat, dann
werden aus den anfänglichen 20 % mit der Zeit mehr. Ganz
klar. Aber das ist ein ständiger langer Lernprozess auf beiden
Seiten mit all seinen Höhen und Tiefen. Da erzieht nicht
der Top den Bottom, sondern sie lernen sich mehr und mehr kennen
und passen ihre Vorstellungen immer besser an die gegebenen Möglichkeiten
an.
Ergo - "Fangen wir erst einmal gefühlvoll mit einer
Online-Erziehung an, und wenn das klappt, dann machen wir real
weiter ..." Guten Morgen! Aufwachen! Kauf dir einen Hund,
dem kannst du dann ja mal erklären was "Sitz!"
und "Platz!" ist aber lass die Finger von einem Menschen.
Oder noch besser: Besorg dir ein Tamagotchi!
Da wird kein Lebewesen tyrannisiert!
Helene
Update: 06.05.2008; Bild: © Jon