Wie schon im Kapitel Kopf erwähnt, die Katzenmutter schnappt
ihr Junges am Nacken und trägt es von einem Ort zum anderen,
sonst niemand.
Man könnte nun sagen, nur die Mutter verpaßt ihrem
Kind eine Ohrfeige und sonst niemand. Aber so einfach ist es auch
wieder nicht.
Sehen wir uns einmal eine Situation näher an, in der die Mutter möglicherweise zuschlägt.
Das Kind ist den ganzen Tag schon quengelig, nervt die Mutter in jeder nur erdenklichen Art und Weise.
Das Kind ist nicht gut drauf, die Mutter auch nicht. Die Mutter versucht das Kind verbal unter Kontrolle
zu halten. Spricht vernünftig mit dem Kind, schimpft, schreit es an, versucht sich selber unter
Kontrolle zu bringen und dann kommt noch eine Bemerkung und es knallt. Nicht auf den Popo oder sonst wo
hin, sondern rein aus dem Affekt heraus, ins Gesicht. Da ein Kindergesicht meistens noch sehr klein ist
und die Hand der Mutter relativ groß, natürlich auch ans Ohr.
Das Ergebnis, ein Kind, das jetzt wahrscheinlich endgültig hysterisch plärrt, eine Mutter,
die nicht weniger entnervt aber zumindest einmal entladen ist, aber die auch ein fürchterlich
schlechtes Gewissen hat, weil sie ihr Kind geschlagen hat, was sie doch auf keinen Fall tun wollte.
Im Glücksfall nimmt die Mutter ihr Kind in den Arm, tröstet und beruhigt es. Irgendwann wird
das Kind möglicherweise lernen, daß das genau die Situation ist, wo die Mutter am leichtesten
erpreßbar und manipulierbar ist und wird diese Situation absichtlich herbeiführen.
Die mütterliche Ohrfeige ist nie eine Strafe der Mutter, sondern ist im Normalfall immer eine
Reaktion, die im Affekt passiert. Selbst eine prügelnde Mutter wird ihr Kind mit ziemlicher
Sicherheit nicht bewußt ins Gesicht schlagen, sondern z.B. den Popo versohlen.
Das Ganze ist eine rundherum unerfreuliche Situation auf beiden Seiten, die in einer SM-Session, wenn
es unvorbereitet zu einer Ohrfeige kommt, mit ziemlicher Sicherheit wieder hoch kommt. Nur dann ist es
nicht die Mutter, sondern noch dazu jemand der wahrscheinlich nie so vertraut sein wird wie die Mutter
und wo beim Geschlagenen das Gefühl da ist: "Der/die darf das nicht!"
Einen Menschen zu ohrfeigen ist das höchste Maß an Beleidigung und Demütigung, dem man
eine Person aussetzen kann und ist ansich ein NoNo im SM-Spiel.
Nun, wie nicht anders zu erwarten, es kann auch das höchste Ausmaß an Intimität und
Vertrauen sein, einen Schlag ins Gesicht anzunehmen.
Andere wieder geilt gerade das Gefühl der Hilflosigkeit und Demütigung auf, das meistens
mit einer Ohrfeige verbunden ist.
Möglicherweise ist es auch der Reiz, diese Situation jetzt bewußt anzunehmen, ohne sie
wie in der Kinderzeit manipulativ herbeizurufen, um das schlechte Gewissen auszunützen - oder doch
nicht? ;-)
Das soll aber nicht heißen, daß Ohrfeigen ein unbedingt erstrebenswertes Ziel sind, sondern
nur, daß es Menschen gibt, die Schläge ins Gesicht akzeptieren können oder das sogar
mögen.
Wer sich an das Thema heran tasten möchte, kann das natürlich genauso tun, wie mit
Schlägen allgemein, liebevoll, ganz sanft, erst streichelnd, mit sehr viel Geduld und Respekt.
Wenn der Bottom aber Schläge ins Gesicht ablehnt, dann lehnt er sie ab, und aus.
Zum Thema Sicherheit: das Trommelfell ist eine zarte Membran, die dazu ausgelegt ist, Schallwellen zu
empfangen damit der Mensch Töne wahrnehmen kann. Die Erschütterung einer Ohrfeige kann diese
Membran reißen lassen, oder es entsteht sogar ein Loch. Das kann sowohl bei der Ohrfeige der Mutter,
wie schon gesagt, da passiert der Schlag ja meistens auch auf das Ohr direkt, als auch bei Erwachsenen
passieren, wo es etwas leichter ist, das Ohr an sich auszulassen. Die Folgen sind in jedem Fall meist
nicht reparable Gehörschäden sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen.