Offensichtlich gehört es zu fixen Ideen von Männern, sich Frau in der Verfügbarkeit als
O vorzustellen. Es wäre mir nicht in den Sinn gekommen mich selbst als O zu
bezeichnen. Aber dennoch wurde mir von selbsternannten Sirs diese Rolle angetragen, als ich in meinem
Heimatchat, so wie immer, mit Freunden und Bekannten redete.
Da es sich derlei Ansinnen an meine Person als Frau, erkennbar durch einen weiblichen Nick richtete und
dann auch noch in folge einige Männer mir ihre Dienste als Sklaven antrugen, kam ich doch
einigermaßen ins Grübeln und suchte in meinem Verhalten nach mir bis dato unbekannten
Merkmalen, die derlei Anträge hervorgerufen haben könnten.
Bis heute vermag ich keinerlei mir bewußte Signale zu orten, die eine solche Reaktion
rechtfertigen.
Trotzdem wollte ich dieser Sache etwas näher auf den Grund gehen.
So beschloß ich, mir zunächst einmal im Mailkontakt zu den Herren deren Begehr anzuschauen.
Sir hatte so seine Ideen, wie seine O zu sein hat und schrieb eifrig, was er sich denn vorstellt. Seitenlange
Mails, mit Beschreibungen meiner devoten Rolle, meiner in Besitznahme und auch die Erklärungen,
warum mir denn dies gefallen würde kamen in folge fast täglich.
... und wie das geht auch:
Ich bin dein Herr, du meine Sklavin, ich befehle und du gehorchst absolut und bedingungslos immer eben
24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und das freiwillig und selbst gewählt, wurde mir geschrieben,
als ob es das selbstverständlichste der Welt wäre.
Zumal mir meine absolute Hingabe als sowieso Voraussetzung beschrieben wurde.
Aber es wurden auch noch andere Bedingungen genannt...
Sogenannte richtige Verhaltensweisen, die ich als Bottom zu erfüllen hätte...
... siehe Regeln im Anhang...[folgt]
... und, wie und in welcher Art ich meinem Herrn stehst zu Diensten sein solle. Jede Öffnung meines
Körpers sollte dem Herrn jederzeit nach belieben zur Verfügung stehen, meine Brustwarzen
sollten zu seiner Lust jederzeit stehend, auch geschminkt sein und meine Sorge müsse sein, daß
er jederzeit einen freien Blick auf meine Vagina hat.
Angefangen bei der Bereitschaft, diese Ansinnen als selbstverständlich und normal anzusehen, wurde
ich aufgefordert, mir die Schamhafte zu rasieren, um dem Herrn ein Paßfoto meiner Schulmappen und
meiner Klitoris zu senden.
Ich muß zugeben, daß ich kaum jemals zuvor von einem Mann so lange Briefe bekam, die sich
dermaßen differenziert mit mir, d.h. meinem Körper und seinen gebrauchbaren Möglichkeiten
für Mann beschäftigten. Persönliches, Lebensumstände oder Geisteshaltung waren
offenbar nicht gefragt.
Ich muß aber auch zugeben, daß ich einigermaßen erstaunt war, derart viele
Möglichkeiten meines körperlichen Gebrauchs geschrieben zu bekommen wobei ich nicht verhehlen
will, daß mir derlei detaillierte Gebrauchsanweisungen, bis hin zu Piercing der Brustwarzen, der
Klitoris und der Schamlippen online, per Mail, ohne daß ich diesen Sir kannte schon sehr seltsam
vorkamen.
Es schien ihm auch egal zu sein, wer sich hinter diesen Löchern oder bespielbaren Körperzonen
verbirgt - also ich wußte jetzt zwar das auf mich angewandte Begehr, doch hatte das wenig oder
kaum mit meiner realen Person zu tun.
Nun gehöre ich wohl nicht zu der Sorte Frau, die sich, von wem auch immer einseitig aufgestellten
Regeln zum akzeptieren einfach so eignen, sondern, die sehr wohl auch eigene Befindlichkeiten wahrzunehmen
vermag. Dies mag auf die Tatsache zurückzuführen sein, daß ich zwar gerne an
Märchen und Prinzen glauben würde, aber trotzdem sehr wohl unerlöste Froschkönige
wahrzunehmen vermag.
Mein Sir war sich offensichtlich durch seine Schreiben und die von ihm gestellten Regeln und Bedingungen
sehr sicher, eine Frau vorzufinden, die seinen Worten eine Art gesetzliche Verbindlichkeit geben würden.
Wer mich kennt, weiß, daß ich derlei nicht einfach nur so akzeptieren werde.
Dafür müßte ich mir dann in Folge keine Sorgen mehr machen, denn wenn ich für die
Möglichkeit einer jederzeitigen Gebrauchbarkeit zur Verfügung stehen würde, würde
ich auch geachtet werden. Selbstverständlich wäre eine beidseitige finanzielle und wirtschaftliche
Unabhängigkeit Voraussetzung für eine solche Partnerschaft.
Eigentlich fragte ich mich inzwischen schon langsam, warum ich nicht in Begeisterung ausbrach, denn was
auch klar sei, wäre eine naturgegebene devote Rolle der Frau, die in so einer Beziehung voll zum
tragen käme. Eine jederzeitige sexuelle Verfügbarkeit würde erst den Reiz ausmachen. Den
Reiz dieses kleine geile Geheimnis miteinander zu teilen.
Nun gut soweit konnte ich dem Herrn ja noch folgen, auch seitenlange, schlüssige logische Begründungen,
daß es eben so sei wie es sei, ließen mein ratloses Staunen, ob derlei schlüssiger
Abfolgen von sehr logischen Erklärungen eines scheinbar sehr erfahrenen Dom größer werden.
Meine seitherigen Erfahrungen mit Sexualität, - die, das muß ich zugeben wenig erfreulich
erscheinen.
Was mich allerdings doch fallweise zweifeln ließ, war, daß es wohl doch eher egal war, wer ich
bin und was mich mit meiner individuellen Art ausmacht.
Da meine seitherigen Lebenserfahrungen wohl offensichtlich nur für mich zählten, beschloß
ich, mir dieses Exemplar Mann Sir einmal anzuschauen.
Und weil derlei Experiment von mir als solches betrachtet wurde, stellte ich mich dem realen...
... nicht ohne mich vorher durch das Internet schlau zu machen. Dabei stieß ich auf die Seiten
von Zarthart, Libertine, Sadonis und Helene... Webpages, die für die SM-Szene in Austria stehen.
... muß zugeben, daß ich mal wieder durch meine kindliche Neugier zur Gewinnmaximierung
der Telekom beitrug, denn die offizielle Lesart der Szene war weit weniger rigide, wie meine
Gebrauchsanweisung für mich, als O.
Nach einigem herumstöbern auf diversen SM Seiten, trat ich mit Helene per Mail in Verbindung,
zumal mir die mir zugedachten Regeln die offiziellen der SM-Szene sein sollten, was mir Sir als
Legitimation seines Begehrs (das wäre in der Szene üblich...) immer wieder in Mails
versicherte, was Helene dann doch sehr heftig bestritt und als pure Hirnwichserei abtat, wo ich mich
heute vorbehaltlos anschließen kann.
Es ist schon erstaunlich, daß es Männer gibt, die beim Thema Sexualität ihre
Wünsche, Vorstellungen und die Art und Weise, was und wie sie es haben wollen in einer so
explizit konkreten Form ausdrücken und benennen können, was ihnen ansonsten, bei keinem
anderen Thema, das mit Frau zusammenhängt so viel Aufwand und Mühe wert ist.
Gleichzeitig wird so auch ein allgemeiner Standard definiert (z.B. 3x täglich und vor dem
Frühstück oral darauf steh ich), von dem dann gesagt werden kann, daß er vorgegeben sei.
So kann später alles an diesem gemessen werden.
Warum mir derlei Bedingungen von Männern, zumeist solchen, die ich in Chats, oder Malis kennenlernte
in letzter Zeit häufiger passierten, war der Grund, mich mit der sogenannten Szene doch etwas genauer
zu befassen.
Vom Schreiben und der Art der Selbstdarstellung her, einer gewissen Art von souveränem
Selbstdarstellern wollte ich einfach wissen, wer sich hinter derlei verbirgt und ich habe mir diesen
Sir eingeladen...
Sehen sagt oft mehr als tausend Worte...
Es kam ein Mann, der für mich nicht zu dem passte, was er schrieb. Mein erster Eindruck war, was
müssen das für Hascherl sein, was für Frauen, für die solche Regeln und Worte
bestimmt sind, um diesem Herrn zu gefallen...? Er war ein etwas unsicherer Mann, der in Wirklichkeit
Nähe suchte, gleichzeitig auch seine Geilheit befriedigen wollte und sich von einer Frau durch
ihr Bekenntnis devot und sein Eigentum zu sein, eine für ihn handhabbare Situation schaffen wollte,
was ihm offenbar mit einer "normalen" Frau nicht möglich war oder ist.
Im Nachhinein stellte sich für mich heraus, daß es sich bei diesen sich auf der freien
Wildbahn tummelnden Doms in der Regel um einzelne Männer handelte, die sich nicht in der Szene
bewegen, sondern für sich in Anlehnung an die offizielle SM Szene für ihre Phantasien einen
Raum schaffen.
Es ist schon klar, daß diese Möglichkeiten mit einer Gummipuppe nicht realisierbar sind, es
währe wohl eher Madame Tussaud's Wachsfiguren erforderlich, dann hätte Sir endlich eine Frau
zur Verfügung, die Wachs in seinen Händen ist und auch noch vielfach lochbar ist.
Ich habe auf jeden Fall für mich feststellen müssen, daß ich mir mit und für
einen Menschen, den ich lieb habe viel Vorstellen kann gemeinsam zu tun, auch der Lust wegen. Aber mir
einfach nur so, eine welch auch immer geartete Rolle gar nicht vorstellen will.
© Elfe Syb