Es war einmal
Ich war erst kurze Zeit mit meinem Partner, Sadonis, zusammen. Da meldet sich eine Journalistin namens Sigrid Neudecker bei ihm um ein Interview zum Thema Sadomasochismus von uns beiden zu bekommen. Kein Problem. Wir trafen uns auf der damals im Entstehen begriffenen Summerstage, die an dem Tag gar nicht so sommerlich war. Uns gegenüber saß dann ein junge Frau, sympathisch, neugierig, vertrauenserweckend. Wir plaudernden los, ganz locker über uns selbst, über Sadomasochismus und Gott und die Welt. Es war eine angenehme Begegnung. Das Resultat: ein fairer Anteil im Buch "Sex in Wien" vom Falter Verlag zum Thema SM mit dem die SM-Gemeinde sehr gut leben kann, angemessene Information und Stimmung für Interessierte vermittelt wird und nicht Interessierte weder schockiert noch unangenehm berührt werden.
Es geschah im Falter
"Du, da kommt ein Journalist vom Falter morgen ins SMart, der will einen Stimmungsbericht über die Szene schreiben." erreicht mich der Anruf einer Freundin. Eigentlich wollten wir heute nicht mehr aus dem Haus gehen, aber Falter, da klingelt es, ein Angenehmes Gefühl verbindet sich damit ... "O.k. also gut, versprechen kann ich's noch nicht, aber mal sehen." Natürlich, die Neugierde treibt uns hin ... und damit der Bursche die richtigen Infos bekommt ... Ein junger Mann sitzt uns gegenüber, neugierig, sympathisch und er informiert uns, dass die Neudecker bei einem angesehen Verlag in Deutschland arbeitet. Wir freuen uns für sie und, der junge Mann versucht uns gleich mal unterzubuttern, dass sich die SM'ler als elitär empfinden. Wir dementieren. Wir plaudern weiter. Dieses Elitärgefasel taucht immer wieder auf. "Wir haben nichts gegen Vanillas. Wir haben auch nichts gegen "Blümchensex" Der ist ja schließlich auch ein wesentlicher Bestandteil der Sexualität sehr vieler SM'ler." Er möchte unsere Namen haben, natürlich nur für seine persönlichen Aufzeichnungen und unser Alter. Er bekommt sie mit der Auflage, dass von meinem Partner nur der Nick Sadonis im Artikel erscheinen wird und von mir der in der Szene sattsam bekannte Vorname Helene. "Selbstverständlich kein Problem. Ist ja nur für mich." und fuzelt es in sein kleines Büchlein rein. Irgendwie hab ich ein flaues Gefühl ... aber der Falter, die waren doch schon einmal o.k., also ... Er bekommt jede Menge Input, auch wo sonst noch was los ist in Wien. Für Freitag 16.00 Uhr vereinbart er sich einen Termin mit der Besitzern des SMart-Cafe zu dem er nicht auftaucht. Er kommt erst am Abend, so gegen 19.00 Uhr. Diesmal ist auch eine Photografin mit dabei. Jetzt hat er auch etwas mehr Konzept für seine Fragen. Und wieder diese Elitärgeschichte. "Ich fühle mich nicht elitär, würde so etwas nie behaupten. ... Im Gegenteil, wenn jemand mit SM nichts zu tun haben will, werde ich nach meinen Kräften dafür sorgen, dass das auch so geschieht. Jeder hat das Recht SM nicht zu mögen." Die Kammer im SMart wird endlich frei. Ich gehe rein mit dem Paterno, nein, nicht mit dem Pfarrer, mit dem Journalisten. Ich erkläre ihm die Dinge die da so rumstehen und liegen soweit sie mir selbst bekannt sind. Und natürlich lasse ich meine ausgetesteten Schnurren los, die mit dem Bademantel und den Filzpantoffeln und die Geschichte mit dem Bauhaus, der eigentliche Sexshop der SM'ler. Das behirnt jeder, wie man liest auch der Paterno. Wir drücken ihm dann auch noch ein Paket geballte Ladung Info in die Hand, eigentlich die gesamte Datenschlag-Web-Seite und noch so einiges. Wenn er schon im Zeitdruck ist ... damit er nicht auch noch auf der Web-Seite ... wir sind ja nette Leut' ... und er ist ja vom Falter ...
Mittwoch, Schlagfertig Frauenstammtisch
Der Dottore schwirrt vorbei mit: "Hast schon g'sehn? Das Bild vom Sadonis ist im Falter aber mit dem falschen Namen drunter!" Na gut, damit könne ma leben, wenn sonst alles o.k. ist.
Donnerstag
So, jetzt sind wir aber neugierig. Der Falter muss her. Er ist da. Und der Schock. Der volle Name meines Partners steht in der Zeitung entgegen der Vereinbarung vor mehreren Zeugen. Mein Partner und ich betrachten das SMart als unser Wohnzimmer, eine Unterstellung die nicht stimmt, aber damit kann man noch leben. Vereinsmeierei wird uns unterstellt. Na klar! Gerade wir! Der einzige Verein dem ich je beigetreten bin ist der ÖAMTC und das auch nur weil es sich wegen akuter Panne nicht mehr verhindern ließ. Und, natürlich, wir lästern über Vanillas ... er hat's nicht behirnt. Und dann lese ich noch was von einem Seminar der Libertine in dem Gerätschaften wie strombetriebenen Nippel-Sauger mit 15 Zylindern verwendet werden. Toll! Meine Nachfrage bei einem Vorstandsohneglied der erwähnten Libertine: "Interessant! Kenne ich nicht das Ding. Wo gibt es das?"
Quintessenz
Der Bonus, dieses angenehme Gefühl das mit dem Falter verbunden war hat sich in akute Übelkeit verändert. Es ist mir heute klar, dass ich dieses Gefühl besser hätte ausschließlich mit Frau Sigrid Neudecker hätte verbinden müssen, denn was für eine Journalistin sie ist registriert ein Laie erst wenn er einem wie Wolfgang Paterno begegnet ist.
Persönliche Konsequenz
Es geht keine Zeile von einem Interview in Druck bevor ich es nicht gelesen habe. Lässt sich ein Journalist nicht darauf ein, bekommt er das Interview nicht und ich werde all meinen Einfluss in der Szene geltend machen, dass er das auch von anderen nicht bekommt.
