Helene















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Toleranz und Sadomasochismus


Eine Sammlung von Texten und Gedanken die ich nie alle zu Ende denken kann. Es soll auch eine Anregung für dich sein, dich mit dem Thema auseinander zu setzen...

Aus dem Wörterbuch

Toleranz [lat.], Handlungsregel für das Geltenlassen der religiösen, eth.-sozialen, polit., wiss.-philos. Überzeugungen, Normen und Wertesysteme sowie der ihnen entsprechenden Handlungen anderer.

In|to|le|ranz die; -, -en: 1. Unduldsamkeit (gegenüber einer anderen Meinung, Haltung, Weltanschauung usw.); Ggs. Toleranz

Enrique Grabl Gutes sollte man nicht versuchen zu verwässern, verändern oder verbessern, darum hier ein Zitat von Enrique Grabl aus Sechs mal Sex, Verlag Leykam, ISBN 3-7011-7351-6:

Für viele Menschen ist alles im Bereich der Sexualität, das sie sich für ihr Leben nicht vorstellen können, pervers, krank, abartig und unnatürlich. Der Mensch war - aus den verschiedensten Gründen - auch immer bereit, jene, die eine diesbezügliche freiere Einstellung und einen unbefangeneren Umgang mit Sex hatten, abzulehnen, zu verurteilen und zu verfolgen. Dies war und ist sehr bedauerlich, denn es zeigt eine Grundhaltung an, die sehr viel Intoleranz in sich birgt. Selbstverständlich hat jeder Mensch prinzipiell das Recht dazu, Sexualität, sexuellen Handlungen so zu sehen und zu bewerten, wie es seinem Verständnis davon und wie es seinem Horizont entspricht. Traurig stimmt nur die Selbstverständlichkeit, mit der manche Menschen ihr Verständnis von Sexualität als das einzig richtige ansehen und davon abweichendes verurteilen. Das gilt natürlich für beide Seiten. Denn auch der ist intolerant, der eine sehr liberale sexuelle Haltung einnimmt und jene, die dies nicht tun, als verschroben, verklemmt oder stark gestört bezeichnet.

Thomas von Aquin hat uns im 13. Jahrhundert neben vielen anderen philosophischen, theologischen, politischen und gesellschaftlichen relevanten Betrachtungen auch die Weisheit vertreten:
Vernunft ist das oberste Prinzip aller menschlichen Arbeit.

Was Thomas von Aquin den Menschen jedoch nicht zubilligen wollte, war die sexuelle Lust, die Freude an der Sexualität und allem, was damit verbunden ist. Er hat die folgenden Jahrhunderte der christlichen (katholischen) Welt mit der Aussage geprägt, daß der Geschlechtsverkehr

  • zum richtigen Zwecke (dem der Fortpflanzung),

  • mit der richtigen Person (dem Ehepartner) und

  • in richtiger Weise (durch Koitus)

zu erfolgen hat.

  • Da sich diese Ansicht rasch verbreitet hat und in der Glaubenslehre fest verankert wurde, hat sie zu einer jahrhundertelangen Sprachlosigkeit, was Sexualität betrifft, geführt und zeitweilig zu einer unbeschreiblichen Sexualitätsfeindlichkeit die sich in erster Linie gegen die weibliche Sexualität gerichtet hat.
    Die erschütternden nicht unwesentlichen Auswüchse davon findet man auch heute noch z.B. in der Tatsache, daß die Kirchenfürsten immer noch der Meinung sind, daß eine Frau und deren Arzt, die abtreiben, zu bestrafen sind, aber der Verursacher der Schwangerschaft, der beischlafende Mann, der möglicherweise sogar die Frau zur Abtreibung zwingt, straffrei bleiben soll.

  • Die mangelnde Bildungsmöglichkeit und so gut wie nicht vorhandene Informationsmöglichkeit der meisten Menschen in den vorigen Jahrhunderten, die im alltäglichen, gesellschaftlich -, religiösen Leben eingebunden waren, haben ihr übriges dazu beigetragen. Andererseits hat diese Einstellung auch zu unglaublichen Auswüchsen des Verbotenen geführt: Wenn ich schon verbotenes tue, dann muß ich mich auch an keine Regeln der Vernunft halten! Aber Exzesse, sexuelle Ausschweifungen aller Art waren wohl eher der gesellschaftlichen Oberschicht und dem Klerus vorbehalten. Der kleine Mann wurde durch schwerste Arbeit für sein täglich Brot vor sündigen Gedanken bewahrt.

  • Die Industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts, die fleißige, einfache Arbeiter benötigt hat, gehorsame Beamte, ein biederes, steuerzahlendes, konsumierendes Bürgertum, aber keine frei denkenden Menschen, hat zu einer Prüderie geführt, die ihresgleichen suchte.

  • Das 20. Jahrhundert hat zwar die sexuelle Revolution gebracht, aber nicht die sexuelle Freiheit. Sex wurde zum Industriezweig aber nicht zum gesellschaftlich anerkannten Gesprächsthema. Sexuelle Themen sind nach wie vor tabuisiert. Z.B. sind die unrealistischen Vorstellungen vieler Männer und auch Frauen, um den weiblichen vaginalen Orgasmus (nur ein Beispiel von vielen), die sogar von Frauen selbst genährt werden, auch 1999 noch trostlos.

  • Die Fernsehsender leben von sexuellen Themen in ihren Talkshows. Die Einschaltquoten schnellen bei Sendungen, die sich wöchentlich bis täglich um das Thema Sexualität bemühen, in die Höhe. Die Privatpersonen die daran teilnehmen, müssen aber mit Repressalien ihres sozialen Umfeldes und/oder Arbeitgeber rechnen. Viele Menschen sehen sich so etwas gerne im Fernsehen an, aber niemand möchte mit so jemandem zu tun haben. "A so a Schaund mecht i ned überleb'n!" O-Ton so mancher Mutter.
    Außerdem sollte jeder der zum Thema Sexualität in den Medien auftritt, bereits beim Casting mit einem Rechtsanwalt erscheinen, damit seine Aussagen nicht nur vom Moderator (mitunter sogar namhafte Psychologen) verdreht werden oder nachträglich gewertet werden und damit das Ergebnis ein ganz anderes ist, als erwartet.

Aber Toleranz hat immer 2 Seiten, wie oben auch Enrique Grabl deutlich macht. Ich sehe das Thema gerade bei Sadomasochisten noch viel weitreichender in verschiedene Richtungen.

  • Wir leben in einer Gesellschaft, die so ist wie sie nun mal ist. Veränderungen der Akzeptanz in dieser Gesellschaft werden heute in erster Linie von den Medien geprägt und geschehen, wenn sie eine nachhaltige Wirkung haben sollen, eher langsam und werden meistens von starken, positiven, (negativen,) außergewöhnlichen, Aktivisten angestoßen.
    Das heißt, es ist erforderlich, daß Sadomasochisten in den Medien präsent sind, wenn sie akzeptiert und verstanden werden wollen. Aber es ist sinnvoll, daß die Medienpräsents für Vanillas eine erträgliche Form hat, informativ ist und ihnen vor allem ihre Angst vor den Perversen nimmt. Intoleranz entstehen nun mal meistens aus Angst vor dem Unbekannten. Das gilt für Sadomasochismus genau so wie für das Ausländer Thema und vieles mehr.

  • Sadomasochismus ist als Thema in den Medien zur Zeit in. Die üblichen Swingerclub-Berichte, alles was Pornographie betrifft und die blutigen, geschmacklosen Details von Silikonbusenoperationen, wurden ja bereits bis zum Erbrechen über den Äther geschickt. Um noch Einschaltquoten zu bekommen, müssen eben die Perversen herhalten, selbst wenn die Berichterstattung totaler Humbug ist. Wenn wir das nicht wollen, dann müssen wir auch jedesmal gegen Berichterstattung, die Sadomasochismus als krank darstellt oder in die Richtung des Krankhaften rückt, mit Fakten antreten.

  • Es gibt nun mal Menschen, die eine sehr eingeschränkte Sicht auf Sexualität haben, warum auch immer. Mit unserer Argumentation, Gesprächen usw. verstärken wir meistens nur ihre Angst. Es ist jedermanns Recht, etwas strickt abzulehnen und das auch zu verbalisieren, solange die Ehre und das Ansehen des anderen dadurch nicht beeinträchtigt werden. Das müssen wir akzeptieren und damit leben. Mit Aufdringlichkeit und miesmachen dieser Menschen bestätigen wir nur unsere eigene Intoleranz gegenüber anders denkenden.

  • Courage in den eigenen Reihen
    Die Richtlinie von Sadomasochismus ist: safe-sane-consensual, das heißt: sicher - mit gesundem Menschenverstand - im gegenseitigen Einvernehmen. Wer dagegen verstößt darf nicht auf die viel zitierte Toleranz unter SM'lern hoffen dürfen, sondern muß ganz klar ausgegrenzt werden, bzw. der Vorfall überprüft und geklärt werden. Fehlverhalten, also Verhalten, durch daß der Betroffene selbst, ein zweiter oder mehrere unfreiwillig zu Schaden kommen, ist keine andere Meinung, Vorgangsweise oder Lebensform die es gilt zu tolerieren, sondern das was es eben ist - falsch. Sobald kriminelle Aktionen bekannt werden, sind diese auch als solche zu verfolgen. Das: "Wir machen das unter uns aus. Schließlich wollen wir keine negativen Schlagzeilen haben." schützt nur die Täter. Was hindert ihn daran, sein Verhalten außerhalb der Szene weiter zu treiben und unter dem Namen Sadomasochismus unter Unaufgeklärten weiter seine Opfer zu suchen und zu finden?
    Kriminellen Subjekten mit dem Vorwand: "Wir sind doch alle eine Familie!" Deckung zu geben, schadet allen, am Meisten unserer Glaubwürdigkeit.

  • Klare Abgrenzung von Phantasie und Realität
    Sehr viele SM'ler haben Phantasien, die mit Gewalt verbunden sind. Solange diese Phantasien auch Phantasien bleiben, eventuell in SM-Spielen umgesetzt werden aber nicht z.B. als gewaltsame Konfliktlösung real in Betracht gezogen werden, ist das wohl in Ordnung und tolerierbar. Menschen, die Gewaltphantasien in der Öffentlichkeit oder in den Medien als sadomasochistische Lebensweise oder Praxis präsentieren, sind mit geeigneten Mitteln in ihre Schranken zu weisen bzw. ist eine eindeutige Klarstellung zu erreichen.

  • Schlechtes Benehmen hat nichts mit Sadomasochismus zu tun, ganz im Gegenteil.
    Schon alleine der Sadomasochismus-Grundsatz safe-sane-consensual beinhaltet ja die Einvernehmlichkeit. Schlechtes Benehmen wird wohl kaum als einvernehmlich empfunden und hat in SM-Kreisen nichts verloren. Diejenigen, die glauben mit der Eintrittskarte für eine SM-Party auch das Recht darauf erworben zu haben, sich wie ein Arschloch benehmen zu können, haben ganz einfach nichts verstanden. Der Betrunkene Typ, der mit der Zigarette in der Hand jede Frau blöd anmacht und die Zigarette auf dem Teppich austritt, wird kein gern gesehener Gast auf der nächsten Party sein. Dominanz hat nichts mit Rücksichtslosigkeit zu tun. Der Sir, der das dumme, kleine Subby wegstößt um selber besser irgendwo zusehen zu können, darf sich nicht wundern, wenn sein Charme im günstigsten Fall mit Ignoranz beantwortet wird.

  • Meistens sind diejenigen, die am lautesten nach Toleranz schreien auch jene, die selbige am meisten strapazieren. Wer mit seiner Meinung bei anderen nicht durchkommt, sollte vielleicht einmal damit beginnen, den anderen zuzuhören und sich über die Bedürfnisse der anderen Menschen klar werden, nicht nur der eigenen.

  • Wenn jemanden einen anderen Menschen persönlich beleidigt, demütigt oder quält, ohne sich in einer Spielsituation zu befinden, darf nicht auf Toleranz hoffen, sondern mit dem Gericht. Siehe auch: Ehre
 

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letzter Update: Februar 2007