Helene
































Begriffliches

 

Jede Subkultur entwickelt ihre eigenen Begriffe die erforderlich sind. Bei Sadomasochisten ist das genau so. Es befriedigt das Bedürfnis Situationen, Typen, Vorgänge usw. einfach und schnell bezeichnen zu können. Das ist natürlich für nicht SMler und jene die sich gerade auf den Weg gemacht haben wie eine Fremdsprache. Auf Datenschlag gibt es den Papiertiger. Dort kann man tagelang schmökern oder einfach nach Begriffen suchen und es wird zuverlässig geholfen.

Von der Bedeutung der richtigen Wortwahl

Die Bedeutung von Worten verändert sich im Laufe der Zeit. Ein Paradebeispiel dafür ist das Wort "Weib".
In der ursprünglichen Form Wib oder Wieb war es ein durchaus gebräuchlicher Ausdruck für den heutigen Ausdruck: Frau. Es war Bestandteil in Gebeten: "Gebenedeit bist du unter den Weibern". Im Laufe der Jahrzehnte, Jahrhunderte, hat es sich aber zu einem Schimpfwort entwickelt, einer Beleidigung. Als "Weib" bezeichnet zu werden hatte sowohl einen Aspekt der Missachtung als auch der Demütigung
So musste es sogar aus dem Gebet heraus genommen werden. Heute heißt es: "Gebenedeit bist du unter den Frauen." Und damit hat sich innerhalb kürzester Zeit die umgangsprachliche Bedeutung neutralisiert bzw. wieder ins positive verrückt. Sich selbst oder andere als Weib zu bezeichnen ist eine Koketterie mit etwas Handfestem, Deftigem ohne dem Anstrich der Beleidigung oder Provokation.

Ich verwende Begriffe wie folgt:

Topp als Überbegriff für den sexuell dominanten, sadistischen Partner in einer Session oder BDSM-Beziehung.
Bottom als Überbegriff für den sexuell submissiven, masochistischen Partner in einer Session oder BDSM-Beziehung.

Dom für den sexuell dominanten Partner einer Session oder BDSM-Beziehung.
Sub für den sexuell submissiven Partner einer Session oder BDSM-Beziehung.

Sadist für den sexuell sadistischen Partner einer Session oder BDSM-Beziehung.
Masochist für den sexuell masochistischen Partner einer Session oder BDSM-Beziehung.

Real-Sadist für den psychisch kranken Sadisten, der mit BDSM nichts zu tun hat.
Real-Masochist für den psychisch kranken Masochisten, der mit BDSM nichts zu tun hat.

Meine Web-Seite wird noch nach diesen Kriterien durchforstet. Wer begriffliche Inkonsequenzen in meinen Texte, bitte Geduld bzw. eine Meldung an mich, damit ich rascher durch bin.

Devotion
Auch wenn mir persönlich der Begriff der Devotion gut gefällt, der Begriff Devotion, dieses: "Ich glaube, ich bin devot" bekommt immer mehr den Touch des "nicht anders können", des Unfreiwilligen, der Zwangssituation bis rein ins krankhafte. Es wird nicht selten in die Richtung der kriecherischen, schleimigen Unterwürfigkeit gerückt, bei manchen Menschen nicht zu unrecht.
In manchen Bereichen wird Devotion grundsätzlich für die krankhafte Form verwendet.

Es ist daher sehr sinnvoll, sobald es um sexuelle Orientierung handelt, den Begriff der Submission bzw. submissiv zu verwenden, schon alleine um den Begriff "devot" von seiner negativen Entwicklung zu entlasten. Vielleicht schaffen wir es ja eine ähnliche Entwicklung wie beim Wort "Weib" zu erreichen.

"Anfälle" von o.g. Auslegung der Devotion hat grundsätzlich nahezu jeder Mensch, auch vermeintlich dominante, denn jeder von uns hat "Erziehung" hinter sich mit Verboten und Geboten die wir als Kinder nicht verstanden haben aber weiter brav übernehmen, die aber für die aktuelle Lebenssituation einfach unpassend sind.
Beispiel: Sprich nicht mit fremden Männern! - Also traut sich Frau "Supertoppöse" nicht den netten Burschen der ohnehin schon gierig drauf wartet anzusprechen mit: "Hey! Magst mit mir in der Kammer zum Spielen verschwinden?" Sie wartet und wartet bis eine Freundin, die dieses Problem nicht hat kommt mit: "Jetzt sei nicht so blöd!" - den Burschen schnappt: "Komm, du gehst jetzt mit uns in die Kammer!" Wie mir berichtet wurde: Schön war's für alle!

(Sexuelle) Submission
ist ein freiwilliges, lustvolles unterwerfen oder sich spielerisch unterwerfen lassen das in erster Linie auf sexueller Lust basiert. Ob das nun für den kurzen Zeitraum einer Session oder über einen längeren Zeitraum oder wie bei manchen in einer 24/7 Beziehung abläuft ist jedermanns/fraus eigene Angelegenheit.
Wichtig ist einzig uns allein, dass es beiden bzw. auch allen Beteiligten davor, während dessen und danach gut geht damit.

Und lustiges Detail am Rande. Konsultiert man den Brockhaus zum Thema Submission findet man: [lateinisch], Ausschreibung und Vergabe öffentlicher Aufträge (Verdingung).
So öffentlich wollen wir es nun doch wieder nicht, aber im Prinzip stimmt es: zwei Menschen machen miteinander einen Vertrag der Geilheit :-)

Submission hat nichts zu tun mit
- Unselbstständigkeit
- mangelndem Selbstbewusstsein
- schweren emotionalen Defiziten in der Persönlichkeit
Wenn solche Menschen versuchen ihre Defizite durch SM zu kaschieren und der Meinung sind nichts für sich selbst und ihre Persönlichkeitsentwicklung tun zu müssen, so fallen unweigerlich auf die Schnauze, wesentlich stärker als ohne SM.
Ohne SM ist es viel einfacher sich um seine Defizite herumzuschrauben. Nicht selten werden uns Menschen begegnen, auch über 70 Jahre alt, die immer noch jemanden finden, der "Schuld" hat an der eigenen Unfähigkeit und Versagen. Im "normalen Umgang" mit diesen Menschen wird das möglicherweise für andere peinlich, aber es wird nicht oder nur selten gefährlich/bedrohlich.
Treten diese Verhaltesweisen im SM-Kontext auf, wird es psychisch heftig und Abstürze sind vorprogrammiert denn die Grenzen dieses Menschen werden permanent überschritten ohne dass die Grenzen bewusst wahr genommen werden. Dadurch entsteht ein andauernder schmerzhafter Prozess, der alles andere als lustvoll ist. Die Verantwortung für die Grenze trägt ja nicht die betroffene Person nicht selbst, sondern immer jemand anders - und damit niemand.

Es ist für einen praktizierenden SMler unbedingt erforderlich für sich, sein Handeln und seine Sexualität jederzeit selbst die Verantwortung zu übernehmen, ganz egal auf welcher Seite des Spiels er/sie steht.

Das heißt, wenn ein Bottom die Kontrolle über sich für die Zeit des Spiels an den Topp abgibt, dann muss erst einmal etwas da sein zum Abgeben, und, in jedem Fall bleibt selbst im Spiel ein Rest Eigenverantwortung beim Bottom. Auch der tollste Topp ist keine eierlegende Wollmilchsau der alles wissen und erahnen kann.

Es gibt Menschen, die kommen aus dieser... sagen wir mal "devoten Ecke", die durch SM die Notwendigkeit der Eigenverantwortlichkeit erkennen, sie dann tatsächlich in die Hand nehmen und zu tollen submissiven Spielpartnern werden, die im "normalen Leben" ihren Mann/Frau stehen.
Ein schönes Beispiel einer Wienerin. Sie hat so nach ca. 2 Jahren SM-Praxis gemeint: "Ich kann jetzt auch gegenüber meiner Familie NEIN - sagen und das schöne daran ist, sie nehmen es ernst und akzeptieren das jetzt auch!" Meine Versuche ein Jahr davor: "Lass dir das doch nicht bieten!" - was auch immer "es" war, haben nichts gebracht. Ein Jahr später war sie aus eigener Kraft so weit. Ich find's großartig!

Passiert dieser Vorgang nicht, wird einfach nur eine schwer depressive Persönlichkeit daraus, die einige Zeit allen möglichen SMlern mit Helfersyndrom zur Last fällt und dann irgendwann verschwindet.

Es ist aus meiner Sicht auch kein Problem wenn eine "devote Ecke" im SM-Spiel ausgelebt wird, so das auch bewusst ist, nicht nur dem Bottom-Partner, sondern auch dem Topp-Partner und beide damit einverstanden sind.
Ein beliebtes Spiel ist z.B. das Spiel mit der öffentlichen Demütigen wegen des vermeintlich kleinen Schwanzes: "...schaut mal her was der für einen kleinen Schwanz hat! Ist der nicht lustig..." Das Problem mit diesem Spiel, irgendwann wird er sich an diese Situation gewöhnt haben, sich mit seinem Kleinen versöhnt haben und wenn ihn wer auf einer Party anspricht mit: "Na, der ist aber klein!" - kommt die begeisterte Antwort: "Ja! Und er gehört meiner Herrin!" - und dann muss sich die arme Toppöse was neues einfallen lassen. DIE Nummer läuft dann nicht mehr ;-)

(Sexueller) Masochismus
Die Lust am körperlichen Reiz, es muss nicht immer der Schmerz sein, siehe auch: LINK: Was kann an Schmerz erotisch sein? Wie auch schon bei der sexuellen Submission, sexueller Masochismus fühlt sich in der Vorstellung davor gut an, ist dabei geil und danach urgeil!
Derart masochistische Menschen können nicht nur um Leben sehr dominant sein, sie können auch so manchen Top ob ihrer präzisen Vorstellungen wie sie gefoltert werden möchten, zur Verzweiflung bringen, aber das ist eine andere Geschichte ;-)
Sexueller Masochismus hat nichts mit dem Gefühl des inneren Zwangs zu tun "ES" schon wieder tun zu müssen, es hat nichts mit einer destruktiven Prügelbeziehung zu tun, aus der sich der/die Geprügelte nicht lösen kann, es hat nichts mit selbst zerstörerischen an sich herum schnipseln zu tun.

Superiorität
Es gibt Menschen die der Meinung sind, dass sie anderen grundsätzlich überlegen sind. Häufig ist damit auch ein Unrechtsbewusstsein verbunden.
Sie beraten andere ungebeten, "kritisieren" nach eigener Aussage und haben dabei nur das Bestreben im Sinn sich selbst zu erhöhen und anderen das Gefühl zu vermitteln, dass sie minderwertig sind.
Man trifft sie nicht selten im SM-Umfeld. Sie verwickeln andere Menschen ungefragt in einer Spielsituation bzw. gehen davon aus, dass andere Menschen selbstverständlich mit ihnen - natürlich aus der devoten Position heraus - in einer Spielsituation befinden.
Gerne verteilen sie auch huldvoll ihr Wohlwollen so es ihnen angemessen erscheint.
Man erkennt sie leicht an ihren selbsternannten Titeln wie Sir, Meister, Dominus, Lord und Co. vorzugsweise mit de Sade kombiniert. Wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.
Man trifft die Primitivform häufig in Chats an, wo sie sich durch einzigartig phantasievolle Aussprüche wie: "Knie nieder du Schlampe!" gegenüber wildfremden Frauen auszeichnen. In der pseudointellektuellen Ausführung kreieren sie phantasievolle Unterschiede zwischen "naturdevot", echten Subs, und Sklaven/Sklavin und meinen damit immer Menschen die hoffentlich dumm genug sind ihre emotionale Inkompetenz nicht zu hinterfragen. Es gibt sie in erster Linie in der männlichen Ausführung, die Damen holen allerdings stark auf.

Eine spezielle Form davon ist der

Phallokrat
Phallokratie ist die Bezeichnung für die Kennzeichnung der angeblichen natürlichen Überlegenheit des männlichen Geschlechts und damit der gesellschaftlichen Unterdrückung der Frau durch den Mann. Das Wort kommt von griechisch phallós, der Bezeichnung für das männliche (versteifte) Glied und kratein, das herrschen heißt.
Diese Spezies ist kurzfristig der Meinung, dass in der BDSM-Welt ihre Welt noch in Ordnung ist. Göttin sei Dank, es sind meistens die männlichen SMler die dafür sorgen, dass diese Idioten meist sehr rasch das Weite suchen.
Vor diesen Verhaltensweisen sind aber Frauen auch nicht ausgenommen. Einer meiner Lieblingsaussprüche ist: Ich brauch' einen "dominanten Mann" nur anzuhusten und der liegt schon auf den Knien! :-)) Ich weiß, ich hab recht!

(Sexuelle) Dominanz
Eine der für mich einleuchtendesten Beschreibungen dieser Spielform ist, in den Sub-Partner hinein zu kriechen und in jedem Winkel die Möglichkeit zu wohligem Schauer, lustvoller Angst und Gänsehaut bereitendem Schrecken, freudiger Ergebenheit, die Lust am Dienen zu finden. Es ist zweifellos eine der intimsten Formen der Partnerschaft die auf höchstem Respekt und Vertrauen basiert.

(Sexueller) Sadismus
Für mich ist es Lust an der Gratwanderung die Kontrolle zu wahren, der Kontrolle über die eigene Geilheit und der Kontrolle über dem Wohlbefinden des Partners. Und das kombiniert mit technischem Können der lustvollen Folterung, der Einschränkung, der Reduktion der Sinne die möglichst effektiv ist, aber die Grenzen beherrscht und achtet, ganz speziell die eigenen Grenzen ;-)

Switcher
Es gibt beneidenswerte Menschen, die schaffen es beide Seiten der Lust auszuleben, manche sogar mit dem gleichen Partner. Es gibt die ungewöhnlichsten Kombinationen. Ich möchte sie nicht aufzählen, denn sie würden nur eine Einschränkung der realen Möglichkeiten darstellen und das möchte ich niemandem antun!

Und außerdem, es gibt kaum jemanden der rein masochistisch, rein dominant, rein irgendwas ist, es wird immer eine Mischung sein aus mehreren Komponenten.

Und, das darf ich nicht vergessen, mein besonderer Dank gilt einer Gruppe von Mitgleidern des SMart-Forums wie Io und natürlich auch Kai(Lustschmerz und vormals ZartHart) die mich diesen Themenkreis betreffend auf den für mich richtigen Weg gebracht haben.