Die Zeit vergeht, tagein tagaus versuche ich die in mir gesetzten Verantwortungen gerecht zu werden. Einfach mehr zu tun, es zumindest versuchen. So habe ich mir trotz meines niederen Bildungsniveaus eine unantastbare Position geschaffen. Ich will mich nicht beklagen, habe ich es doch für mich vor langer Zeit formuliert: "Wozu all das Streben nach Titeln, ich will bescheiden bleiben und das Wesentliche ehren, glücklich sein und Zufriedenheit erlangen - aber dennoch nicht in Mittelmässigkeit versinken.".
Bis jetzt konnte ich das leben, ich danke allen dafür und ich hoffe, es funktioniert so gut auch weiterhin. Aber über all die befriedigenden Erlebnisse kann eines nicht hinweg täuschen: Ich bin urlaubsreif ! Wie lang ist es her ? Kaum zu glauben - eineinhalb Jahre, damals zu Ostern in Sharm el Sheik. ....an den Wassern des weissen Mannes, wie bezeichnend ! Lebhaft sind auch noch die weiter zurückliegenden Erinnerungen an die monumentalen Bauten am Nil, Karnak, Tal der Könige - man besinnt sich wieder auf das woher - wohin, wäre da nicht just 10 Minuten vor uns dieser deutsche Touristenbus von Fundamentalisten beschossen worden...
Je älter ich werde, desto mehr bemerke ich wie sehr Sicherheitsaspekte an Kraft und Einfluss gewinnen. So fasse ich auch den Beschluss, auf Nummer sicher zu gehen was Wassertemperatur betrifft, und im Herbst wieder diese längst vertrauten Orte aufzusuchen. Alles arrangiert, sogar mein über die Jahre hingeschlepptes grosses Problem doch noch den Wehrdienst ableisten zu müssen, hat sich endgültig erledigt. Ich habe tatsächlich gute zwei Wochen gebraucht, um all diese Last von mir abzulegen, und voll der Hoffnung weiter zugehen, keine Barriere steht dem Rest meines Lebens entgegen.
Durch widrige Umstände kommt es dann, dass ich nicht in der Lage bin, meinen längst verdienten Urlaub anzutreten. Schade - aber ich bin ja sowieso abgelenkt. Eigentlich habe ich ja schon lange davon geredet, ich werde daliegen, geniessen, mich hingeben den schönen Gedanken, heiß, aber doch schon durch den nahen Winter geschwächt, wird mich die Sonne erhitzen. Vieles gäbe ich darum, im Sand unter Palmen zu liegen. Eigentlich habe ich so vieles für die nächste Zeit abgeschrieben. Da erreicht mich am Neujahrstag ein Anruf einer lieben Bekannten. Auch sie will dabeisein, an sonnigen Stränden vom Winter kurz mal auszuspannen. Nun, da heißt es jetzt die Gelegenheit beim Schopf zu packen - ich entsinne mich der Restplatzbörse und beginne herumzutelefonieren, Terminabsprachen treffen. Fünf Tage später ist es so weit, wir liegen an unserem Strand, besser gesagt: ich liege - sie sitzt neben mir. Die Luft ist warm, lässt die noch kürzlich gefühlte kalte Winterluft vergessen. Die Sonne brennt herab, blendet, ich habe die Augen geschlossen. Sie berührt mich, streicht um den Nabel, ihre Finger gleiten höher, die Nägel ziehen eine rasch vergehende rote Linie in Richtung Brust. Ich merke, wie ich unweigerlich anfange zu schwitzen, ein kalter Schauer durchfährt mich. Ich kenne dieses Gefühl, es tritt auch auf, wenn ich Musik höre, die mir gefällt und wenn ich in Stimmung bin, sie zu diesem Zeitpunkt zu geniessen. Sie neckt meine Brustwarzen, streicht herum.
Ich spüre etwas Kaltes, Flüssigkeit rinnt herab. Sie bestreicht weiter meine Brust mit der kalten Flüssigkeit. Trotz Kälte erregt es mich, sie streichelt mich weiter, es ist schön. Ich weiss aber auch, hier so fern ab lauern vielleicht doch einige der Tierchen, die es sonst in unseren Breiten nicht so gibt. Wie giftige Schlangen, die da vielleicht im warmen Sande vergaben die Wärme geniessen und sonstiges Getier. Sie wird mich vor wirklichem Schaden schützen, darauf kann ich mich verlassen. Ich brauche die Augen nicht zu öffnen.
Ich geniesse ihre Nähe, ich spüre sie, und ich fühle sie auch meine. Plötzlich spüre ich etwas anderes. Ich bin starr vor Angst. Nicht bewegen - flüstert sie leise ins Ohr. Ein Skorpion krabbelt auf mir. Es ist ein schwacher Trost zu wissen, Skorpione sind nicht giftig, nur schmerzhaft. In mir kommt eine Furcht auf, nicht die Furcht des Stiches, es ist vielmehr die Furcht, den Schmerz nicht ertragen zu können.
Sie nimmt einen Arm, umschlingt meine Handflächen fest und doch zärtlich. Mit der anderen Hand streichelt sie mir den Kopf und bald auch hält sie mir die zweite Hand, umschliesst sie sicher. Ich weiss was kommen wird, und dann geht es schneller als ich dachte. Ein Stich, ich spüre den Stachel, wie er meine Haut durchdringt. Mit einiger Kraft, aber doch zügig dringt er tiefer in meine Brustwarze. Es tut weh, sehr weh, ich versuche mich zu beherrschen, sie drückt meine Hände, redet zärtlich zu mir, es sei bald überstanden. Und wirklich, ich bin erleichtert, als der Scherz nachlässt. Ich bereit mich darauf vor, wie der Stachel zurückgezogen wird, doch zu meiner Überraschung durchdringt eine andere Nadel die zweite Brustwarze. Etwas länger, braucht es diesmal, den Stichkanal exakt zu setzen, nach leichtem Stöhnen ist auch das schliesslich überstanden.
Mein Herz schlägt schneller, mein Atemzüge sind tief, würde ich nicht ruhig da liegen, ich würde vermutlich umfallen. Eine grössere Erleichterung macht sich in mir breit, der Hauptteil ist überstanden. Noch zweimal beisse ich die Zähne zusammen, als es gilt, die Nadeln zu entfernen. Alles wird noch betupft, ich öffne zum ersten mal die Augen, betrachte alles, kein Blut, und es sieht nett aus. Langsam kehren alle Lebensgeister wieder zurück. Ich bin doch ziemlich beschwingt, das doch so gut überstanden zu haben. Im nachhinein muss ich sagen: Es geht, nur wenn ich es mir aussuchen könnte, nur so zum Spass denk ich, muss ich es nicht wirklich noch einmal haben. Da gibt es genug andere, angenehmere, lustigere Sachen...