Generell ist es für das eigene Sicherheitsgefühl sehr gut, sich mit Informationen zu versorgen, seien es Statistiken oder Tips zur Selbstverteidigung, und z.b. Kurse für letzteres zu belegen.
Wenn Ihr gerne viele Kontakte knüpft, sind bestimmte Anschaffungen sinnvoll:
Für den distanzierteren Kontakt oder Telefonsex bringen es Telefonchats, bei denen Frau oft eine kostenfreie 0130-Nummer wählen kann. Dates mit Leuten aus der Umgebung scheinen da aber seltener zu sein.
Das Besuchen von SM-Stammtischen ermöglicht das leichte Knüpfen von Kontakten zu Leuten, die möglicherweise (!) schon Erfahrung haben. Natürlich sind Stammtische immer Kontaktorte, doch wird offenes Baggern weniger gern gesehen, wenn auch bei Frauen selten kritisiert ;) Besondere Vorteile: man kann sich dort Tips zur regionalen Situation abholen und gemeinsam auf Parties gehen (auch ohne Spielverpflichtung! :).
Genereller Nachteil von Gruppen: Wenn man mit vielen Leuten im selben Kreis Kontakt hat, kann man in Getratsche verwickelt werden (über andere oder sich selbst). Grad die SM-Szene ist eng vernetzt und zeigt alle klassischen Gruppendynamiken. Dafür gilt: Gerüchte sich durchaus anhören, aber trotzdem möglichst eine eigene Meinung bilden. Schliesslich mag nie jede/r jede/n und die unterschiedlichen Spielrichtungen sind sich auch nicht immer ganz grün. Man sollte immer reflektieren, wer da was über wen erzählt, aber möglichst wenig an 3.Hand Infos weitertragen - von Gerüchteküche zu Rufmord kann es ein kurzer Weg sein.
Kontakte übers Netz sind über viele Wege möglich - News, WWW-Chats, irc, Mails/Mailinglisten. Die Anonymität des Mediums fördert das Auftreten von Spinnern und Fakes (Leute, die sich als was anderes/dem anderen Geschlecht zugehörig angeben) und läßt scheinbar mehr Spielraum, um "unwissende Newbies" anzubaggern. Das ähnlich lästige Gegenstück dazu sind Leute, die sich zum "Retter der armen Frischlinge" aufschwingen, und Euch unaufgefordert mit Unmengen von Informationen versorgen (nicht immer uneigennützig). Bestes Mittel, dafür Abhilfe zu schaffen, ist, sich über das Medium und die Inhalte zu informieren und die Homepages der Channels zu besuchen, für die Ihr Euch interessiert. Fragen stellen ist erlaubt, Baggern nur, wenn es nett gemacht wird ;)
Und es gilt wieder - auch frau hat mehr Anonymität :) Ein Cyber-Spiel kann keine blaün Flecken hinterlassen und sollte auch nicht so ernst genommen werden, dass es psychische Schäden hinterlässt. Die Frage des Telefonnummern-Austausch wird durch Handy (s.o.) erleichtert.
(Persönliche Anmerkung der Autorin: Ich fahre meist sehr gut damit, im Netz ganz ich selbst zu sein und mit freundlichen Worten und notfalls technischen Untermauerungen mich gegen sich aufdrängende Leute zu wehren :)
Eine Anzeige in einer regionalen Zeitung/Anzeigenblatt zu schalten bietet
neben dem Spass einer erbleichenden Anzeigenentgegenehmerin auch den
Vorteil, dass man selber anonym bleibt, während andere in ihren
Zuschriften oft genug vom Namen über alle Adressen und Telefonnummern
auch noch lange Schilderungen ihrer Geschichte/Vorlieben freilegen ;)
Man
sitzt also am längeren Hebel oder der sicheren Seite. Nachteile sind,
dass oft nicht alle Texte erlaubt sind und man durch Mitarbeiter geoutet
werden könnte (eigentlich verboten!).
Bei überregionalen Spezial-Zeitschriften wie "Schlagzeilen" oder "Freies
Forum" ist es anonymer, endet aber oft mit Spielpartnern in weiter Ferne -
das muss bei ungewöhnlichen Vorlieben allerdings immer einkalkuliert
werden.
Die Selektion der Zuschriften, die meistens sehr unterschiedlicher Qualität sind, erfolgt rein subjektiv ;) - allerdings solltet Ihr selektieren, denn 60 Leute zu treffen artet sehr leicht in Stress aus. Telefonieren solltet Ihr auf jeden Fall, und dann am besten ein Treffen in einer Kneipe arrangieren, bei dem Ihr die Option auf späteres Spiel in der fremden/eigenen Wohnung durchaus im Hinterkopf haben könnt (besonders bei abendlichen Treffs).
Die Frage von eigener/fremder Wohnung ist schwierig - pro für eigene
Wohnung ist eigenes Terrain = mehr Sicherheitsgefühl, Nachbarn, die einem
ggf. hören könnten, ggf. Mitbewohnerin, die temporär ausgelagert wurde,
aber nach einigen Stunden wiederkommt. Fremde Wohnungen haben den Vorteil,
dass keiner Euern Safe ausraubt und dass ihr die Örtlichkeit in
Augenschein nehmen könnt, geben mir persönlich aber weniger
Sicherheitsgefühl.
Da Ihr ja die Adresse oder Telefonnummer des Betreffenden habt, könnt Ihr
sie irgendwo zurücklegen oder auf einen AB sprechen. Wie viele
Sicherungssysteme zeigt es nur seine Wirkung, nachdem was schiefgegangen
ist, weshalb Ihr immer primär auf Euch selber achten müsst.
Ihr solltet Euch nicht überreden lassen, wenn Ihr zum Spielen oder für weitergehende Kontakte keine Lust habt, aber solltet es Euch auch nicht ausreden lassen, wenn Ihr spielen wollt. Es gibt keine allgemein gültige Regel dafür. Ihr könnt ein unzufriedenstellendes Date mit Unbekannten wie Bekannten haben, da gibt es keine Garantien. Um so wichtiger ist, sich und seinen Gefühlen zu vertrauen.
Wichtig ist auch, keine übertriebenen Hoffnungen in Dates zu setzen. Die Wahrscheinlichkeit, sofort den Traumpartner zu finden, ist niedrig, und nach einem gelungenen Date sollte man nicht gleich allen Leuten den "neün Freund" vorstellen, der vielleicht nur eine Spielbeziehung suchte und nicht mehr. Bremsen sollte man andersrum auch übertriebene Ansprüche der Spielpartner auf "neue Freundin", "langfristige Sklavenbeziehung" (egal, wer da der Sklave sein soll!) etc. Ein Treffen verpflichtet keinen zu mehr!
Sexuell offene Frauen sollten sich darüber klar sein, dass es meist einen Frauenmangel gibt, d.h. Ihr seid die gesuchten. Dies bedeutet, dass Ihr oft die Spiel- und Sexpartner wählen könnt und dass Ihr fast überall reinkommt und manchmal nicht eine müde Mark zahlen müsst (diese Clubs haben dann allerdings meist starken Männerüberschuss). Diese recht starke Position sollte frau nutzen, allerdings nicht ausnutzen - schliesslich gehts hier nicht um Geschlechterkampf, sondern um ein möglichst gutes Miteinander :) "Passiv" sollte nicht heissen, dass jeder Mann Dich (be)nutzen darf (ausser, das ist Dein grosser Kick ;), sondern dass das Deine bevorzugte SM-Rolle ist - weniger Dein Auftreten im Allgemeinen :) Und als Aktive sollte frau aktiv genug sein, freundlich sagen zu können: "Sorry, Du bist nicht mein Fall."
Viele Frauen und auch viele Männer haben Missbrauchssituationen erlebt und ohne juristisches Aufrollen verarbeitet, das ist sicher die häufigere Variante. Dabei wird der Täter/die Täterin nicht verurteilt oder zur Rechenschaft gezogen - das kann aber auch bei Anklage nicht garantiert werden. Generell ist es sehr wichtig, mit guten Freunden oder Familie darüber zu reden und zu versuchen, möglichst folgeschadensfrei da raus zu kommen - bloss weil ein Mensch einmal Macht über Dich missbraucht hat, sollte er nicht noch Jahre später Macht über Dich und Deine Gefühle haben. (Tips zu Anlaufstellen finden sich weiter hinten.)
Die meisten schlecht gelaufenen Treffen entstehen allerdings durch Kommunikationsprobleme und sind keine Missbrauchsituationen im engen Sinn (kein eindeutige Opfer-Täter-Zuordnung möglich). Es kann nur immer wieder betont werden, dass SM eine Sache ist, über die man immer mal nachdenken und mit dem Partner reden sollte - nicht totdiskutieren, aber produktiv austauschen.
Wenn frau sich schlecht fühlt, weil sie überredet wurde (oder sich so fühlt), weil ihre bürgerliche Erziehung durchschlägt (Brave Mädchen mögen keinen Sex) oder einfach ein diffuses Gefühl von "das war nicht ganz ok" hat, dann sollte sie mit dem Menschen drüber reden oder den Kontakt abbrechen und das verarbeiten - das heisst analysieren, mit Freunden reden, mit SMlern sich austauschen (ohne den Spielpartner pauschal als Täter anzuklagen) und daran arbeiten, dass analoges in Zukunft vermieden wird.
Missgriffe lassen sich mit keiner Methode 100%ig vermeiden, man kann aber aus allem etwas lernen :) Für die meisten schiefgelaufenen Sessions gibt es auch 2 "Wahrheiten" - je nach dem, welchen der Betroffenen man fragt (wie es eben auch bei Scheidungen der Fall ist).
Die meisten Verletzungen sind leider sowieso psychischer Natur und bedingen sich durch den ganz normalen Mensch-Mensch-Kontakt - für die Erkenntnis haben wir vermutlich alle schon Lehrgeld bezahlt...
© '98 by ac|dqueen e-mail
(Über die Autorin: Seit mehreren Jahren in der Szene, Switch, treibt sich
gern in Männerdomänen/-räumen rum und ist immer noch voll Hoffnung,
dass das mit der Emanzipation noch was wird ;)