aus : S/M Szene Intern 8/94 Monatszeitung für die Arbeitskreise S/M Medizin, S/M Recht, und S/M & Vernetzung etc.
1.Libertine-Fest bei INTERMEZZO Wien

Zweimal München-Wien und zurück, bitte !

von Nicky (7/94)

Kerstin: "Nicky, fährst Du nach Wien zum Libertine-Fest am 2. Juli?"
Nicky: "Kaum."

Einige Tage später,

K. :"Nicky, was ist jetzt mit Wien?".
N.:"Keine Ahnung, vielleicht."

Wieder einige Tage später,

K. :"Ich möchte aber nach Wien fahren"
N.: "Ach was, wieder ein Fest. Wieder dabeisein, wenn man Chancen für große Erlebnisse einfach vorbeischwimmen läßt, ich kann das schon auswendig"

Aber Nicky denkt nach: Eigentlich wollte ich die Leute von der Libertine schon immer mal kennenlernen, und mit denen, die bei uns im "Tempel" waren an Pfingsten, habe ich mich sehr gut verstanden.

Also, wieder einige Tage später:

"Du Kerstin, wir müssen nach Wien. Joachim kommt auch mit. Paßt Dir 17 Uhr 25 an Wien Westbahnhof"
K.:"Ja, ich werd's mit Wolfgang besprechen."

Wolfgang holte uns ab und brachte uns in die Quartiere. Ich war ganz romantisch bei Georg und Peter untergebracht, und irgendwie kamen wir alle gerade noch rechtzeitig an den Ort des Geschehens. (Chaos kann auch interessant sein)

Dieser Ort muß beschrieben werden. Es handelt sich um die Clubräume eines Vereins, der sich die Pflege der erotischen Kultur zur Aufgabe gemacht hat. Die Beschreibung fällt schwer mit einer Sprache, die deutliche Gebrauchsspuren aufweist, gibt es in unserer Szene kaum ein Etablissement, das in der Selbstdarstellung nicht voll mit Niveau angefüllt wäre. Die Clubräume waren in Konzeption, Design und Ausstattung wirklich von hohem Niveau. Es handelte sich um ca. 200 qm im Souterrain eines "Zinshauses" im Wiener Süden, die vom Besitzerpaar mit viel Liebe, Sachkenntnis und Geschmack für unserer Art der Erotik hergerichtet worden waren. Anscheinend hatten Kosten dabei überhaupt keine Rolle gespielt: großzügige Ledersitzgruppen, Aktionssaal, Umkleidezimmer, Bar, weißes Zimmer, Kunstwerke, Innenhof, raffiniert beleuchtete Käfige, ein herrliches Doppelkreuz, Hebezeuge, Schlagzeuge, Fesseln...

Hier war die Libertine zu Gast, und wir, die Gäste der Libertine danken hiermit Anita und Wolfgang und ihren Helfern, daß sie das Fest organisatorisch so gut hingekriegt haben: die Übernachtungen, das in Selbstausbeutung von Libertine und Hausherrin liebevoll gestaltete Buffet und das Frühstück am nächsten Morgen so gegen 14 Uhr.

Bereits um 21 Uhr dienten die Clubräume ihrem eigentlichen Zweck; die Stimmung der gut 30 Personen war gehoben, heiter: es lag ansteckende Aktionsbereitschaft in der Luft. Kerstin wurde von mir im schwarzen Kompressions-Folternetz aufgehängt (ein ganz bezaubernder Anblick) und erduldete schließlich den Preis für die Rückkehr in die Freiheit.

Anita hatte uns so empfangen, daß wir sofort eingebunden waren und dazugehörten. Die Begrüßung durch Alexandra, die Hausherrin, war herzlich, man spürte die echte Zuwendung und den Wunsch, ihren Gästen solle es gut gehen bei ihr. Sie vermittelte das mit einem Charme, der gefangen nimmt, und den man nur so beschreiben kann: sie liebt die Menschen wirklich.

Später hatten wir mit ihr noch ein kleines Korsettseminar (mit Übungen), es hatte sich nämlich herausgestellt, daß auch sie viel von Korsettierung hält - kein Wunder bei diesem begnadeten Körper.

Von viel echter und schön ausgelegter Dominanz und Unterwerfung ist zu berichten, von raffiniert mit Elektrizität gewürzten Klinikspielen und... Gegen Mittemacht war Kerstin kurz verschwunden, und als aus der Stereoanlage der Bolero zu pochen anfing, da verstand ich und suchte mir vorsichtshalber, oder sagen wir besser: im vorauseilendem Gehorsam die Manschetten aus der schwarzen Tragetasche... Wir zelebrierten ihn.

"Lieber Maurice, warum hast Du ihn so kurz gemacht. Konntest Du nicht länger? Ich schon !"

Zwischendurch mußte auch einer der Wiener (Gernot) den Netzschlauch genießen. Als er später aus diesem Ganzkörperkorsett befreit wurde, trug er ein ganz beeindruckendes Waffelmuster.

Zwei Aktionen fand ich ergreifend schön und so edel, daß ich es hier nur andeuten mag: Barbara enthüllte sich auf dem riesigen roten Behandlungstisch einen wunderschönen erotischen Traum. Danke Barbara für's Dabeiseindürfen.

Gegen Morgen brachte Georg seine Harfe und begleitete das sanft starke Geschehen zwischen Wolfgang und einer barocken Bayerin am großen Kreuz. Dieses Gesamtkunstwerk währte mehr als eine Stunde und niemand, der dabei war, wird's vergessen. Es war groß.

Dann: Schlafen, mit einem guten Gefühl aufstehen (saufen war ja nicht üblich), zusammen frühstücken bei sehr guten Gesprächen, Dankeschön sagen, heimfahren 16 Uhr ab Wien Westbahnhof.

Was kostet so ein Fest? München-Wien und zurück nicht ganz 190 DM pro Person mit allen Zuschlägen. Nach so einem Erlebnis über das andere auch nur zu reden, empfinde ich bereits als sehr unfein.

Wer aber eine Zahl mitgeteilt haben will: der Mitmachgrad betrug 96,875 "%. Das nächste Libertine-Fest ist Mitte September:
"Zweimal..."

Nicky (München)


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Dieser Text enthält Beschreibungen von sexuellen Szenen und ist daher für Kinder und Jugendliche ungeeignet. Vor einem "Nachstellen" oder "Nachspielen" der hier beschriebenen Szenen wird ausdrücklich gewarnt. Denke immer daran: Sicherheit geht vor!