Im Rehabilitationszentrum

Ich traf Sie Samstag Nachmittag, oder besser sollte ich sagen, Sie traf mich am Abend und zwar sehr zielsicher und genau richtig. Es war ihr erstes Spiel. Gute erinnere ich mich noch ein paar Wochen zuvor, als ich ihr erstmals bei einem Treffen von jungen Gleichinteresierten, gegenübersass. Das Thema, von einem Freund vorgeschlagen: "Das innere Coming out" - so ganz weiss ich es auch heute nicht was das genau ist. Als Sie an der Reihe war, schilderte sie ihre Phantasien - echt heftig ! Viele schluckten bei der Vorstellung an Narben, Stichen und allerlei blutigen Spielen. Nun, sie sprach eben von ihren Phantasien, und war sich nicht sicher, ob sie überhaupt jemals welche ausleben wolle.

Wer von uns hat nicht sehr heftige Gedanken. Hat man mal ein wenig gespielt, kann man eigene Phantasien versus Realität vielleicht gelassener sehen. Nun, Sie ist medizinisch doch einigermassen gebildet und so machte ich mir nicht wirklich Sorgen als sie mich mit dem Skalpell mittels Kragenschnitt aus der fest gewickelten Verpackungsfolie in die Realität zurückholte.

Als ich noch wegen den für Dienstag bevorstehenden Rehabilitationsklinikaufenthalt erwähnte und meinte dass die eigentlich nicht wirklich viel mit mir anfangen werden können, da ich ja den Fuss nicht wirklich belasten darf, meinte sie, ruhig wie immer : "Naja ich denke die haben da geeignete Mittel, denen fällt sicher was ein ". Da war es wieder - das Funkeln ihrer Augen.

Kurze rabenschwarze Haare, ein Funkeln in den Augen, und eine Spielpartnerin, die genauso geniessen kann wie ich, ebenso fühlt und dennoch am richtigem Ende der Peitsche steht, das alles ist unverhofft Wirklichkeit geworden.

Dienstag ist Aufnahme. Nichts wirklich schlimmes, da ich ja vor knapp 3 Wochen schon einmal ( ebenso zu früh ) da war. Ich habe Zeit mich einzuleben, und vor allem nachzudenken über das tolle Wochenende. Eine nette Lektüre hab ich auch noch rechtzeitig in meinem Postfach vorgefunden: Schlagzeilen Nr.30, die mit dem Leserbrief von Wolf Denuan bezüglich dieser Marlene - "eine Erregung" denk ich mir dazu. Brillant geschrieben.

Nun, medizinisch bin ich ja nicht sonderlich bewandert, schon gar nicht wenn ich mir so den Theraphieplan ansehe, den ich am nächsten Morgen bekomme. Kaum ein Ausdruck den ich kannte. Also bliebt mir nichts anderes über, als die Sachen auf mich zukommen zu lassen. Gut erinnere mich noch an ihre Worte vor ein paar Tage während sie mit mir spielte: "Manchmal könnte man ja glatt glauben, man ist bei der physikalischen Therapie, bei solchen Geräuschen - und irgendwie könnt man da ja vielleicht Manches spielen - und es würde den anderen kaum auffallen". Damals fand ich das sogar noch lustig.

Gleich nach dem Frühstück bin ich eingeteilt: "Magnetfeld, Physio" steht da, nichtssagend für mich. Was kann das wohl sein ?

- Wie reagieren wohl die vielen Metallenen Einbauten darauf, und vor allem, was sagen dazu meine Stäbchen in den Nippeln ? Fragen über Fragen, genug Unsicherheiten um eine Spannung aufkommen zu lassen, die ich irgendwie doch nicht so ganz liebe. So komme ich etwas schaumgebremst in den Theraphieraum. Viele Rollbetten stehen herum, bevölkert von einer Anzahl von Leuten mit allen mögliche und unmöglichen Verletzungen. Sie sind an diverse Geräte angeschlossen, es piepst und blinkt. So recht sehe ich nicht ganz, was das alles ist, denn schon kommt eine Frau auf mich zu, offenbar hat sie meinen etwas "suchenden, ratlosen" Blick erkannt, und verweist mich auf eine Liege. Ich lege den Fuss in eine längere metallene polierte Röhre mit grossem Durchmesser. Ein Steürgerät ist rechts neben mir. Es wird mir erklärt, dass eben ein Magnetfeld sich günstig auf die Heilung von Knochenbrüchen auswirkt, in Zukunft, wenn ich komme brauche ich an sich nur auf den Knopf des Timers zu drücken, alle anderen Parameter sollten ja richtig eingestellt sein. Der Magnetische Fluss ist auf 75 eingestellt, ich nehme an Prozent von 100 möglichen, bei 50 Hz.

Maximal ein leichtes Kribbeln oder Wärmegefühl sollten zu spüren sein. Ich bin gespannt, was jetzt passiert - sie drückt den Knopf, nichts passiert, ich spüre nichts. Na zu früh gefürchtet, dachte ich. Ich habe Zeit, den Sinn der anderen Gerätschaften zu erkunden. Offenbar sind das Reizstromgeräte aller erdenklichen Ausführungen, man liest ja immer wieder davon. Beim genauen Hinsehen sieht man, das die Muskeln doch einigermassen zucken.

Also Strom hab ich noch nie leiden können, offenbar bleibt mir das erspart, denn Angenehm kann ich mir Stromstösse nicht wirklich vorstellen. Ein klein wenig hab ich ja mal herumprobiert, aber so richtig "angenehm Unangenehm" hab ich es nicht empfunden.

Ich habe Zeit, viel Zeit, liege da, starre auf die Decke. Ich höre im Dösen ein kleines quietschendes Wagerl, dem ich allerdings keine weitere Beachtung schenke. Ich vernehme wie mein Name genannt wird, etwas traumartig schaue ich auf. Neben mir ein offenbar elektrisches Gerät ähnlich den anderen, mit einer Anzahl an Steckern. Ich schlucke als ich eine Tube Instalgel erkenne - und bin plötzlich hellwach, denn ich glaube ich träume als ich eine Tube KY erkenne, die ich ja seit dem Treffen neulich in Bremen kenne. Das darf ja nicht wahr sein. Eine flexible Raumtrennung schotet mich von anderen Leidenden - ups - Patienten wollte ich sagen, ab. "Leider kommt ja bei ihnen eine passiver Muskelaufbau nicht in Frage, da sie zu viel Material implandiert haben, aber auf speziellen Wunsch der Frau Doktor müssen wir ihnen doch eine ähnliche Therapie zukommen lassen."

Mit diesen Worten überreicht sie mir einen Umschlag. "Therapieplanergänzung" steht da drauf. Als sie dann noch mit einer dicken und einer dünnen Stahlelektrode hantiert, öffne ich doch den Brief, und immer zittriger lese ich "Lieber Schatz, ich denke ich habe Dir neulich vergessen zu sagen, dass ich seit dieser Woche als Urlaubsvertretung für die Oberärztin hier tätig sein werde. Da ja die Klinik durch die Urlaubszeit nicht voll ausgelastet ist, werden mir auch einige Räume für gezielte Einzeltherapien zur Verfügung stehen und den Spass werde ich mit keiner anderen Therapeutin teilen. Ich werde mich also ganz persönlich um dich kümmern können. Viel Spass ! "

Im Hintergrund höre ich Sie " Und ? Haben sie alles vorbereitet?" Die Schwester lächelt mir wissend zu, und überlässt der Frau Doktor das Feld. Sie zwickt meine Brustwarzen und zieht ein wenig. "Daran werden wir auch noch ein wenig arbeiten müssen" sagte sie ruhig, und ihre Augen funkeln mich an. Alsbald habe ich die metallene Röhre um den Brustkorb, sie ändert ein wenig die Einstellungen am Steuergerät. Was, kann ich nicht genau sehen, aber sehr bald durch ein langsames Ziehen und Entspannen an meiner Brust fühlen. "Nett", denk ich mir, "Ist doch nett, nicht war ? " strahlt sie mich an. "Jetzt kommt der lustigere Teil" und streift sich Gummihandschuhe über. Sie hebt meine Beine an und schmiert einiges an KY um meinen Anus herum. Kurze Zeit später steckt auch schon der gut geschmierte Metallpropfen. Alles entspannen hilft nichts und ich zitiere Pat Califias Spruch "....es sei denn es ist das erste mal". Sie lächelt und geniesst.

Mein Schwanz, zuvor doch einigermassen dick ist dabei fast zur Unkenntlichkeit zusammengeschrumpelt. "Du bist aber heute nicht besonders kooperativ" meint sie milde lachend und hilft dem Magnetfeld nach, stärker an meinen Brustwarzen zu ziehen. "Na siehst du, wird ja schön langsam wieder, aber vielleicht sollten wird das öfter üben und ich dir einige Einläufe verordnen" Ich schluckte kurz, aber ich denke sie meint es nicht ernst.

"Jetzt kommt der schwierige Teil" sagte sie als sie das dünne flexible Metallstück und die Tube Instalgel nimmt. "Am besten Du hältst jetzt mal ruhig, und vor allem denk an was Schönes !"

Es geht besser als ich dachte, und schon sitzt diese Ding in meiner Harnröhre. Sie nimmt zwei Kabel und verbindet sie mit dem Gerät. Ich schlucke als mich ein jähes Durchzucken durchfährt." Na ? ist das nicht ein nettes Muskeltraining ?? .... und vor allem so ganz ohne Anstrengung" grinste sie. Mein gequältes Ja nimmt sie lustvoll zur Kenntnis. Und erneut durchzuckt mich ein Blitz, tief drinnen in mir. Automatischen Geräte haben so etwas Unbeirrbares an sich, berechenbar zwar - aber wie die Schlagzeilen: "Gnadenlos....". Schön langsam bilden sich Schweissperlen auf meiner Stirne.

"Das ist aber nett, bald brauchen wir ja für die Elektroden keine Kontaktflüssigkeit mehr. Was hältst Du übrigens davon, mal die Feldstärke zu erhöhen ?" und schraubt auf 90. Das ziehen an den Nippeln erhöht sich sogleich, aber es geht noch, als sie auf Gleichstrom schaltet, und es nur noch zieht. Offenbar gebe ich ihr nicht genug Response, sie erhöht am anderen Ende die Spannung. Ein überraschtes "Ah" begleitet jeden Zucker, ein Geräusch, das wirklich oft in die Hintergrund-Geräuschkulisse der anderen Patienten passt. Wenn die wüssten denke ich, komme aber nicht viel weiter, sie erhöht das Magnetfeld auf knapp 100. "Naaaa?" ihre Augen glänzen." Das ist doch wirklich nett - und man braucht sich auch nicht anstrengen" fügt sie hinzu. "Wollen wir gleich mal sehen, ob Du wirklich was aushältst". " Das will ich aber nicht unbedingt so genau -Ah- zuckt meine Stimme, wissen" Sie erhöht wieder die Feldstärke, es zieht schon wirklich hart. Mit Schreck erkenne ich, dass die Skala einfach nicht in Prozent sein kann denn die Anzeige zeigt gegen 150 einer nach weis ich wohin oben offenen Skala. Ich winde mich und zucke, mein Körper ist bedeckt mit einer dünnen Schweissschicht.

"Aber keine Sorge, Du hast doch beim Herumprobieren mit den Stecknadel gesehen neulich, dass die Haut wirklich sehr reissfest ist" und setzt noch in einem vorwurfsvollen Ton hinzu "...als Du keine Kanülen zu Hause hattest, Dein Haushalt ist wirklich etwas schlecht sortiert". Ich lächle gequält " Aber man sieht aber auch gleich was Dir wirklich Freude macht denn darüber stolpert man ja an allen Ecken und Enden: jede Menge Computer, CD s ein bisschen Wein, und einige Stricke, die grosse Rolle Bratfolie ...aber ich dachte für Mohntorte braucht man die nicht" lacht sie. "Und vor allem Du magst ja nicht wirklich geschlagen werden? Wie vereinbart sich das jetzt mit der Anzahl an Peitschen und anderen schlagkräftigen Argumenten ?" "Ahhh, das sind nur Sammelstücke" stammle ich. "Achja ? Aa ist doch schade, wenn die so unnütz herumliegen, meinst Du nicht auch - und manche Sammelobjekte steigen ja sogar im Wert, wenn man sie in Gebrauch hat hab ich mal gehört." Also von meiner Briefmarkensammlung spricht sie nicht. "Und der schöne Pedigrohrstock, den Du da angeblich geschenkt bekommen hast - also ich finde den sollte man doch mal ausgiebig benutzen, bevor er sich versteift, Du weisst ja wie schnell die Muskulatur steif wird, wenn man sie nicht beansprucht".

Ich schrecke hoch, als ein Wecker das Ende der Magnetfeldbehandlung verkündet. Ich brauche noch eine gute Minute, bis ich in der Lage bin zu erkennen, dass ich wohl eingepennt bin. Nun, das frühe Aufstehen hat manchmal offenbar doch seine Vorteile.

Ende


© durch Siegfried (1996)