rev. 7.12.2001
Zitat aus Datenschlag - SM -was ist das ?
Die Begriffe Sadismus und Masochismus wurden um 1886 von dem Psychiater Richard von Krafft-Ebing erfunden. Vom Schreibtisch aus definierte er in seinem Mammutwerk Psychopathia sexualis ("sexuelle Geisteskrankheiten") zum ersten Mal die "Perversionen". Als Gerichtspsychiater sah er damals fast nur solche Leute, die ihm die Polizei brachte: Verbrecher, Geisteskranke, Psychopathen. Menschen, die nicht mit dem Gesetz in Konflikt kamen und mit ihren Neigungen glücklich und zufrieden waren (die wir heute Sadomasochisten nennen würden), hat Krafft-Ebing kaum zu Gesicht bekommen. Erst als Kinsey Ende 1940 damit anfing, in der Bevölkerung Umfragen zum Sexualverhalten durchzuführen, wurde die Wissenschaft langsam auf die Sadomasochisten aufmerksam.Krafft-Ebing und andere frühe Forscher waren der Meinung, daß die gesamte weibliche Sexualität masochistisch und die gesamte männliche sadistisch wäre. Diese Vorstellung wurde später von Freud übernommen. Da es als unmöglich galt, die normale weibliche Sexualität von einer "krankhaft" masochistischen zu unterscheiden, wurden nur Männer untersucht. Sadistische Neigungen bei Frauen waren nach Krafft-Ebing ein Zeichen, daß sie eigentlich Lesben seien.
Durch den Aufstieg der Psychoanalyse verfestigten sich diese Vorstellungen. Als Spengler 1974 die erste Untersuchung der sadomasochistischen Subkultur unternahm, bemühte er sich daher auch nicht sonderlich, dort Frauen zu finden, weil ja jeder wußte, daß es sie nicht gäbe. Seine Arbeit war trotzdem bahnbrechend und wurde zur Grundlage für viele weitere Studien, so daß es bis 1985 dauerte, bis es Breslow auffiel, daß es eigentlich jede Menge sadomasochistischer Frauen gibt. Levitt konnte das 1994 bestätigen.
Derartige Schnitzer sind einer der Gründe, warum viele Sadomasochisten Probleme damit haben, wissenschaftliche Theorien über den Sadomasochismus wirklich ernst zu nehmen.
- Ende Zitat -
Im folgenden möchte ich die wichtigsten Bücher dazu nennen. Mein Dank gilt dabei einmal mehr Datenschlag - die Texte wurden aus der Literaturliste im Anhang einiger Datenschlagtexte entnommen.
Weinberg, Thomas S.
Gegenwärtig die
beste Übersicht der formellen Forschung über den Sadomasochismus.
Enthält neben den historischen Arbeiten von Freud, Krafft-Ebing und
anderen auch Texte von Pat Califia und neueren Arbeiten. Weinberg selbst
ist Professor der Soziologie, zusammen mit G.W. Levi Kamel hat er einen
großen Anteil daran gehabt, die alte, medizinische Vorstellung von
Sadomasochisten als individuelle Kranke durch das neuere Bild der
sexuellen Minderheit in einer Subkultur zu ersetzen. Die letzte Arbeit
in diesem Buch, "Sociological and Social Psychological Issues in the
Study of Sadomasochism" stellt einen Versuch dar, diese neu Sichtweise
zusammenzufassen. Auch wenn sie an einigen Ecken und Enden noch hinkt,
ist sie nah genug an der Wirklichkeit, um uns Unterstützung von
wissenschaftlicher Seite bieten zu können.
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Wetzstein, T.A. et al
Das gegenwärtig beste Buch zum
Sadomasochismus in deutscher Sprache, basierend auf der Trierer Studie.
Geht wie die Arbeiten von Forschern wie Weinberg von einem
soziologischen/ethnologischen Ansatz aus und vermeidet daher die meisten
alten Vorurteile. Leider werden die kommerziellen und nichtkommerziellen
Sadomasochisten über weite Strecken einfach zusammengeworfen, und
besonders gegen Ende werden die eigentlichen Ergebnisse von dem
Versuch der Anbindung an soziologische Theorien überwältigt. Trotzdem
eine sehr wichtige Arbeit, und es ist bedauerlich, daß die Autoren sich
nicht um eine englischsprachige Zusammenfassung bemüht
haben, so daß sie außerhalb Mitteleuropas völlig unbekannt
geblieben ist. |
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Olaf May
1996 als Dissertation an der Uni Kiel erschienen, 1997 im Buchhandel unter dem Titel
"Strafrecht und Sadomasochismus" im Verlag Shaker in Aachen erschienen. |
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Bräutigam, Walter
Trotz des relativ
hohen Alters des Eintrags über Sadismus und Masochismus, einer
mangelnden Trennung zwischen kommerziellen und nichtkommerziellen
Gruppen, und einem Festhalten an gewissen Teilen der Freud'schen
Theorie immer noch eine der fairsten Darstellungen des Sadomasochismus
in der formellen Medizin. Bräutigam unterstreicht hier besonders die
fehlende Gefahr für die Allgemeinheit durch Sadomasochisten und die
Kontrolliertheit ihrer Aktionen. Der Thieme Verlag ist auf medizinische
Textbücher spezialisiert und genießt unter Ärzten hohes Ansehen. |
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Louise J. Kaplan
Die Originalausgabe: "Female Perversions" bei Doubleday, NewYork 1991 |
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American Psychiatric Association
Einen gute Zusammenfassung hinsichtlich der Bedeutung des DSM-IV für
Sadomasochisten bietet dabei der Datenschlagtext:
Die Stille Revolution des DSM-IV: http://www.datenschlag.org/txt/dsmiv.htm
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