Natürlich gibt es kleine Mädchen, die sich genau so verhalten, wie es von der
Gesellschaft erwartet wird. Sie sind entzückend, lieb, brav und sie herrschen über
eine beachtliche Barbie-Sammlung mit allem drum und dran. Damit haben sie einmal den enormen Vorteil,
ihre Kindheit großteils ohne Reibungspunkte genießen zu können. Sie werden in der Schule
angenehme Schüler sein und leicht einen Job bekommen.
Das Problem, das aber sehr bald auftritt, sie haben nie gelernt sich gegen Übergriffe zur Wehr
zu setzen. Und, es wird viele Gründe geben, sich zu wehren, denn leider ist es in unserer
Gesellschaft häufig so, daß, wenn Frau einmal gegen einen Mißstand nicht angetreten ist,
weil es z.B. nicht wichtig genug erschien, ganz selbstverständlich erwartet wird, daß Frau dann
auch weiterhin den Mund hält und mitspielt. Tut sie es nicht, wird sie ziemlich brutal in ihre
Schranken verwiesen.
Das betrifft sowohl eine Partnerschaft bzw. Ehe als auch das Berufsleben. Ein permanenter Mißbrauch
dieses Typs Frau ist die Folge. Eine Befreiung aus dieser Situation ist unendlich schwieriger als bei
einer dominanten Frau, die den Kampf und die Konfrontation gewöhnt ist. Die Befreiung im privaten
Bereich geschieht meistens erst nach langem Leiden, vielen Schlägen und brutalstem Mißbrauch.
Die Frauenhäuser sind voll davon.
Im beruflichen Bereich wird sie häufig durch alle Betten durchgeschliffen und wenn sie verbraucht
ist gekündigt. Sie holt sich ihre Anerkennung im privaten Bereich des Berufslebens und bekommt
dafür die dienstliche Rechnung präsentiert.
Neue Firma, neues Spiel, bis sie so branchenbekannt ist, daß sie keinen Job mehr bekommt. Aber
lieb und nett war sie immer.
Eine Frau hat mir nach dem Lesen der Datenschlag-Seite einmal geschrieben (gekürzt): "Eigentlich
lebe ich schon seit Jahren in einer 24/7 Beziehung als Sklavin aber ohne Orgasmusgarantie, aber
wahrscheinlich hat es jede SM-Sklavin besser als ich. Ich habe jetzt verstanden was SM ist, weiß
daß ich es will, weiß aber auch, daß das nicht ist, was mein Mann mit mir macht."
Nach einem losen Mail-Verkehr hat sie sich nach einem halben Jahr
wieder gemeldet und gemeint, sie hätte jetzt die Scheidung
eingereicht, lebt bereits getrennt von ihrem Mann und hat jetzt
einen Partner, der sie schamlos mit Schlägen und Massagen
verwöhnt, der im Alltag Respekt vor ihr hat und sie als gleichberechtigte
Partnerin im Leben und in der Lust erlebt. Sie genießt es
sehr.
Ich habe in den letzten Jahren häufig beobachtet, daß es Frauen gibt, die in dem Dilemma leben,
daß sie die Gewaltakte ihres Partners eigentlich genießen und mögen, was sie
nicht verstehen können und sich erst nach langen Gesprächen zugestehen können, aber auch
enorme Angst davor haben. Es fällt ihnen extrem schwer sich aus solchen destruktiven Beziehungen, die
nichts mit SM zu tun haben, sondern nur mit primitiver Gewalt, zu lösen.
Meistens dauern diese Horrorbeziehungen Jahre, verbrauchen viel Freunde, die der Frau sagen: "Jetzt
schmeiß den Arsch endlich raus!" und ähnliches. Nicht ganz zu unrecht wendet sich so
mancher Freund ab mit: "Der blöde Trampel braucht das offenbar! Soll sie sich doch einmal die
Woche weiter spitalsreif schlagen lassen. Aber ich schau da nicht mehr zu."
Die Frauen, die es schaffen, ihre Sexualität und die damit verbundenen Wünsche zu verstehen,
werden es nach einer unvermeidlichen Trennung leichter schaffen, einen liebevollen Partner zu finden
und ein erfülltes Sexual- und Privatleben zu führen. Die, die da nicht durchkommen werden
ziemlich sicher wieder dem gleichen Typ auf den Leim gehen.
Was ich allgemein in den letzten Jahren beobachten konnte, sobald eine devote oder schmerzerotische
Frau sich mit dem Thema Sadomasochismus auseinander setzt, wird sie die Unterschiede der Spielsituation
und Normalleben viel mehr sehen, spüren und immer schärfer abgrenzen. Ihr Selbstbewußtsein
im täglichen Leben wird sich ganz wesentlich heben.
Wird ihr Chef sie beschimpfen oder unfair behandeln, wird sie sich dagegen verwehren und ihm klar machen,
was er da für einen Scheiß baut. Die gleiche Frau wird sich hemmungslos und lustvoll in den
Beschimpfungen und Demütigungen ihres Partners baden, solange die Spielsituation anhält. Ist die
Session zu Ende, wird sie ihn genauso in die Schranken weisen, wenn er ihre Grenzen überschreitet.